27.06.-12.07.2017 Dudley, where’s your monkey?

Geschrieben in Christchurch im Housetruck von Kristie und Rob

Wie Du bestimmt schon bemerkt hast, liebes Tagebuch, hat uns der Schlendrian mal wieder richtig eingeholt und wir haben seit gut zwei Wochen, ach viel mehr schon:D, keinen Gedanken mehr an Dich verschwendet. Während Kathi gerade ihre erste Schicht in der Kopenhagen Bakery beendet (ja, sie hat wirklich einen Job gefunden😉), sitze ich im Housetruck und hab‘ Bock mal wieder ein paar Eindrücke festzuhalten. Also, auf geht’s…

Es liegt nun schon eine Weile zurück, aber nachdem wir Cassy und Barrie in Barrietown verlassen haben, ging es für uns weiter in Richtung Christchurch. Kathi hat wieder erstklassige Recherche geleistet und uns für die nächsten zwei Wochen in Fernside, Rangiora, untergebracht. Welche Aufgaben auf uns zukommen, können wir nur im groben aus der Stellenbeschreibung entnehmen, aber wir wussten, dass goodsdirect2you Güter aus China importiert und in Neuseeland weiterverkauft. Mehr aber auch nicht. John und Annette importieren allen möglichen Kram wie sich herausstellte. Von Hundespielzeug über jegliches Gartenarbeitsgerät und kleine Landmaschinen bis hin zu Gewächshäusern. Neben John und Annette leben desweiteren auch zwei Hunde namens Dudley und Chelsea, vier Katzen Ginger, George, Clay , Lucy sowie Tinki Winki mit seinem Bruder Po aus Regenbogenland auf der Kleintierfarm. Nein, natürlich leben keine Teletubbies auf der Farm, aber dafür noch Pistachio (zu deutsch Pistazie), das alte Alpacca, samt Harem.

V. li. n. re.: Katze George, Roxy, Dudley und Chelsea. Es fehlen Clay, Lucy und Alpakka, die alte Pistazie

Während unseres Aufenthaltes in Little China sahen unsere Tagesabläufe zu 99% wie folgt aus:

  1. Ab 8 Uhr: Frühstück im eiskalten Wohnraum. Als wir Lawrence in Golden Bay verlassen hatten sagte er uns, dass wir es in Neuseeland nur selten wieder so warm haben werden, wie in seinem Hippie-Haus. Was wir zu diesem Zeitpunkt nur von seinen Erzählungen wussten war, dass es hier üblich ist, Häuser aus Holz und wenn überhaupt nur mit dünner Isolierung zu bauen. Hinzu kommt, dass zumeist nur das Wohnzimmer geheizt wird und man das Gefühl bekommt in den übrigen Räumen unter freiem Himmel zu liegen. Nur, wenn man die Augen aufschlägt und die Zimmerdecke sieht, weiß man, dass man tatsächlich in einem Zimmer liegt. Naja, auf jeden Fall war es morgens so kalt, dass man seinen Atem im Haus, ich wiederhole, IM HAUS, gesehen hat.
  2. 8:05 Uhr: Chelsea und Dudley a.k.a. Dudles zur Toilette lassen. Stellt man sich einen großen Mann vor, der in seiner höchst möglichen Tonlage den Satz: „Chelsea, Dudley! Outside Toilet. Come on.“  sagt, weiß man ungefähr, wie John die beiden Hunde tagsüber sowie am Abend zur Toilette bittet. Nach 10 Stunden Nachtruhe sind die beiden aber so aufgedreht, dass Dudley wie ein Flummi im Käfig auf und ab springt „Hey Timo, na, lass mich raus, lass mich raus. Na, komm schon. Lass mich raus, komm schon ich muss. Und danach spielen wir, ja?“ Manchmal wünschte ich Hunde könnten sprechen:D. Zack, Käfig auf, Dudley beschleunigt für einen kleinen Sprint zur Terassentür. Chelsea hingegen, trottet aufgrund ihres Alters gemütlich hinterher. Die große Toilette, der Garten, ist geöffnet und nach kurzer Zeit marschieren alle wieder rein ins Kalte. Meistens war’s draußen wärmer als drinnen;). Jetzt war wieder ausreichend Platz im Hundemagen, also stand einem üppigen Hundefrühstück nichts mehr im Wege, weshalb beide Konsorten unmittelbar zu ihren Näpfen liefen.
  3. 8:30 Uhr: Die jeden morgen gut gelaunte Prinzessin Lillyfee hat hoffentlich bestens genächtigt und begrüßt ihren Hof mit einem fröhlichen „Good morning“ und ihren Knappen mit: „Und, was gibt’s zum Frühstück? Ach ja, guten Morgen.“:D. Da Kathi, der kreative Kopf unserer 2er-WG, abends ein leckeres Abendbrot zubereitet, mit meiner Unterstützung als Schnibbler, kümmere ich mich morgens um’s Frühstück. Ein guter Deal. Und so froren wir zu viert bei Tee und Frühstück und schauten Nachrichten im TV.
  4. 9:00 Uhr: Arbeitsbeginn, sofern es nicht zu kalt ist:D. Kein Scherz, Annette und John waren so herzlich, dass sie es uns nicht zumuten wollten, bei kalten Temperaturen zu arbeiten. Aber eigentlich waren wir froh endlich arbeiten zu können, weil man so arktische Gefilde verlassen, bzw. in arktischen Temperaturen arbeiten und warm werden konnte. Die Aufgaben waren vielseitig und einfach zu erledigen. In den ersten Tagen half Kathi Annette beim Zusammenpacken der Kundenbestellungen in der Lagerhalle (auch eine kalte Angelegenheit), während ich mit ihrem Angestellten Josh (unser Alter und Vater von 3 Kindern) einen Baucontainer in der Sonne (Whohooo) aufbaute. Nach ein paar Tagen entschieden sich John und Annette ihrem dschungelähnlichen Gartenbewuchs einen radikalen Haarschnitt zu verpassen und wir verbrachten die restliche Zeit (ca. eine Woche) mit butchering trees (auf den Stock setzen) oder Give them a nice haircut (dem Baum Form geben). Selbst wir als nicht Fachpersonal wissen, dass Pflanzen Platz zum wachsen benötigen und nicht nur in die Höhe, sondern auch gerne in die Breite wachsen. Aber in diesem Garten waren auf 10m 10 Bäume gepflanzt worden. Apfelbäume, Ahorn etc. Da diese Bäume aber Stämme haben und so Lücken zwischen den Bäumen entstehen, haben John und Annette noch kreuz und quer wachsende Büsche in die Lücken gesetzt, die natürlich die Lücken nach einigen Jahren schließen, aber auch den Bäumen sämtliches Licht klauen. Folgerichtig blieb von den Bäumen nicht viel übrig und wir gaben ihnen wieder ein bisschen Raum zum atmen.
  5. Einmal rasieren, bitte

    Dudles und Chelsea durften mit uns das Haus verlassen, wurden aber nach 5 Minuten Tollerei im Garten in den kleinen Zwinger gesperrt. In den zwei Wochen Aufenthalt bei John und Annette, waren die armen Hunde nicht für einen längeren Spaziergang unterwegs, sondern wenn, dann nur kurz im Garten oder im Haus. Wozu hat man denn so einen wilden, nie müde werdenden Hund, wenn man ihn nur im Haus oder im 10m² Garten spielen lässt? Annette ist eh eher der Katzentyp. Jeden Abend, wenn sie Bilder auf ein Leinentuch stickte, wurde sie von einer Katze zugedeckt, während wir mit den wichtigen Vierbeinern spielten;).

  1. 11 Uhr: Die eigene Körpertemperatur hatte sich dank des Arbeitens wieder den wohltuenden 37° genähert, als wir uns für einen heißen Tee und ggf. auch Kekse (nach nur zwei Stunden Arbeit wohlgemerkt) bei den Pinguinen im Iglu trafen. Binnen von 15 Minuten inhalierten alle ihren Kaffee oder Tee, mit Ausnahme von Kathi und mir, und waren spätestens um 11:20 Uhr wieder auf dem Weg zur Maloche. Also, entweder sind über die vielen Jahre dank dem trinken kochender Getränke sämtliche Hitzerezeptoren im Mund- und Rachenraum bei John, Annette und Josh abgestumpft oder der Instantkaffee schmeckt so grausam, dass man ihn nur schnell runterkippen kann. Gefühlt hat jeder nur einen Schluck getrunken und unser Tee war nicht einmal ausreichend gezogen:D. Ganz nach dem Motto des Kängurus: „Ich arbeite gern für meinen Konzern“, ging es mit verbrannter Zunge, jedoch warmem Magen, wieder raus an Heckenschere und Traktor. Klar, dass ich die Heckenschere bediene und Kathi mit dem Traktor durch den Garten flitzt😉.
Maloche für ’ne Wurst und ’n Bett
Kathi auf John Deere – Sie weiß auf jeden Fall, was der Hase und die Schildkröte bedeuten 😀
  1. 13 Uhr: Pünktlich, nach exakt zwei Stunden Arbeit, trifft sich das ganze Team der Farm zum Mittagessen im Haus. Wenn die Temperaturen bis dato im Haus nicht merklich gestiegen sind und die extra Schicht Merinowolle nicht mehr hilft, wird endlich der Ofen angezündet. Zum Glück benötigt er ein bisschen Zeit, um den gesamten Raum aufzuheizen. Denn es wäre ansonsten auch viel zu warm beim Mittagessen und man würde ja draußen während der arbeit frieren.
  2. 17 Uhr: Feierabend, wie das duftet. Würzig, kräftig, deftig, gut. Pommersche aus dem Buchenwald…so oder so ähnlich war doch der Songtext von den 7 Zwergen nach einem harten Tag in der Mine, glaube ich. Zumindest geht mir der Song immer durch den Kopf, wenn Kathi und ich eine letzte Runde im Sonnenuntergang auf dem Traktor über den Hof drehen:D. Nach getaner Arbeit trafen wir uns kurz im Wohnzimmer, bevor es an die ersehnte Sporteinheit ging.
  3. 19 Uhr: Bereits am ersten Tag ließ Annette durchblicken, dass sie nicht kochen kann und dazu noch sehr ungerne kocht, wenn sie trotzdem mal kochen muss. Doch bevor Annette für das Abendbrot die Leckerein von Dudley und Chelsea sowie die Katzengourmetfutterdosen in die Mikrowelle steckt und die Gelleehaufen von Rind und Co. mit ein bisschen Grün verziert, bot Kathi sofort an, abends ein leckeres Gericht auf den Tisch zu zaubern. John’s Augen leuchteten wie Stadionfluter und ich wette, er ist ein wenig traurig, dass es jetzt wieder Pedigree und Whiskers gibt. Wie wir bei Masterchef Australia, einer Koch TV-Show (Schorsch ist übrigens noch mehr von dieser Show besessen als wir:D), die wir bei Barrie schauen mussten, gelernt haben, pushten wir uns jeden Abend härter. Ich bin übrigens vom kleinem Küchengehilfen zum Vorkoster aufgestiegen, während Kathi weiterhin den goldenen Kochlöffel innehat und flammbiert, ablöscht, pouchiert, sowie karamelisiert wie eine ganz Große:D. Für John muss es 14 Tage lang Weihnachten und Ostern gewesen sein, denn er hat sich jeden Abend riesig über das Abendessen gefreut und mehrfach nachgenommen. Die Besonderheit für John: er verträgt null Gluten und auch die Ersatzstoffe, wie Mais o.ä., führen bei ihm zu Unwohlsein. Oftmals mussten wir also zwei Gerichte zubereiten, aber brennt die Küche erst einmal, machen ein oder zwei Gerichte den Braten auch nicht mehr fett;).
    Hektik in der Küche? Von wegen. Erstmal ’nen Kaffee

    Nach dem Abendbrot war es an der Zeit mit Dudley und Chelsea zu spielen. Nicht, dass wir nicht tagsüber schon die Möglichkeit gehabt hätten mit den Rabauken zu toben,  aber Abends war es besonders lustig. Annette mochte es überhaupt nicht, wenn John Dudley ein bisschen ärgert, z.B. seinen Plüschaffen ein wenig festhält oder diesen nicht sofort wegwirft, sondern nur einen Wurf antäuscht etc. Wie man das mit einem spielverliebten Welpen nun einmal so anstellt. John hörte meistens auch direkt auf und man sah seine Enttäuschung in seinem Gesicht. Sobald Annette aber den Raum verließ oder Dudley Chelsea zu sehr auf die Pelle rückte, rief John mit hoher Stimme: „Duldey, where’s your monkey?“ (Dudley, wo ist Dein Affe?). Wie eine Rakete schoss Dudley zu seinem Affen und der Spaß ging von vorne los. Er sprang, vielmehr versuchte er, mit seinem Affen zwischen den Zähnen auf die Couch zu springen, landete aber nicht neben Kathi, sondern nur auf der Sofakante und plumpste rücklings auf den Boden zurück. Dudley freute sich besonders auf Ginger, die Grumpy-Cat (Grummel-Katze). Er wollte immer nur spielen, aber wie Katzen so sind, gab`s direkt mal ’ne kräftige Rechte. Dazu muss man sagen, George ist unter den Katzen von seinen Ausmaßen her eher Bud Spencer und jeder weiß, dass dieser jeden Angreifer unangespitzt in den Boden rammt. Um sich von den intensiven Spielminuten zu erholen, kauerte sich Dudley für zwei Minuten auf einen Schoß, bis er von irgendetwas abgelenkt wurde und der Spaß ging von neuem los. Die Abende waren also immer richtig lustig.

    Typische Abendgestaltung, nur dass diesmal die Tiere auf Annettes Schoss fehlen. Wer an diesem Handwerk interessiert ist,kann sich bei uns melden. Wir können da etwas arrangieren;).
    Duldey, links, und Chelsea, der Caesar-Hund aus der Werbung rechts

    Nach dem Spielmarathon mit mir, gibt’s eine kurze Verschnaufspause:D
  4. 22 Uhr: Spätestens um diese Uhrzeit ging es für uns in die Horizontale und ab nach Hogwarts, bevor wir am nächsten morgen wieder um 8 Uhr für den neuen Tag parat standen.

Sonstige Impressionen bei Annette und John im Laufe der Zeit:

Badetag für…Kathi;)
Unser Seelöwe
Oder doch eher Wasserratte?
John’s Autos – Daimler Sovereign zum Verkauf
Ein alter Jaguar 420 G – Ein guter Tausch für unseren Bongo 😉
Little China in voller Größe

Viel Wandern o.ä. konnte man in Fernside nicht, da die Berge zu weit entfernt waren und die Umgebung an sich auch nicht so viele interessanten Tracks zu bieten hatte.  An einem Abend aber, sind wir zusammen mit Schorsch, ja, wir sind den bärtigen Kerl noch immer nicht ganz losgeworden ;),  raus aufs Land gefahren. Den Tag hatten wir schon zusammen verbracht und Schorsch kam auf die Idee den Sternenhimmel von Christchurch mal durch das Fernrohr zu beobachten. Nach 40 Minuten Autofahrt kamen wir auf einer wirklich einsamen Landstraße an und suchten  Hausnummer 50. Es gab aber nur 52 und 48. Nirgends war 50 zu sehen. An einer mit einem Tor verschlossenen Einfahrt stand jedoch eine Vorrichtung, die nach einem Schildträger aussah. Kurzerhand sprang Schorsch aus dem Auto, öffnete das Tor und winkte uns hinein. Stockduster war es, nur das Licht der Scheinwerfer gab uns einen bisschen Klarheit. Und Plötzlich war sie da. Im Schatten haben wir sie nicht erkannt, aber die Kuppel des Planetariums ragte über dem Haus auf. In fünf Minuten sollte die Show losgehen, nur waren wir die einzigen Menschen auf diesem Grundstück. Kathi checkte das Internet und fand heraus, dass die nächtliche Beobachtung dank der leichten Bewölkung nicht stattfinden sollte. Na klasse. 40km für Nüsse. Hätten wir vorher einfach mal in den Himmel geschaut:D.

Subway mit Schorsch und Kathi
König der Löwen Teil 5 – Kino in Christchurch. Schorsch musste am Ende dann doch weinen

4 Gedanken zu „27.06.-12.07.2017 Dudley, where’s your monkey?“

  1. Die Kochshow ist wirklich der Hammer…..nicht!!!
    Timo und Kathi, meinen Heulanfall bei König der Löwen sollte unter uns bleiben oO.

  2. Es ist toll wieder was von euch zu lesen!!! Wenn man die Bilder sieht denkt man einfach nicht dass es sooooo kalt ist bei euch!!!Timo Mama würde gerne einen Kurs für dieses Handwerksgedönse besuchen, du fädelst das ein oder???

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