20.03.2017 Dalat-Das Mekka für Natursportler

Geschrieben im Bus von Dalat nach Mui Ne

In aller Frühe, um 4 Uhr, schreckte uns der Wecker aus dem Schlaf. Viel zu früh. Die Backpacks packten wir bereits am Vorabend. Schorsch schlief noch ein bisschen länger, während ich die Mädels nacheinander zum 3km entfernten Busbahnhof kutschierte. Den Ölwechsel hatte das verbliebene Bike ohne Probleme überstanden. Es ist ein Arbeitstier, nicht ein Tropfen Öl sickerte durch irgendeine Dichtung. Schorsch setzte mich auch noch am Bahnhof ab und wir verabschiedeten uns für hoffentlich nicht allzu lange Zeit voneinander. Pünktlich um 5:15 Uhr verließen wir Kon Tum in Richtung Dalat. 12h Busfahrt im Sleeping Bus. Mein Herz wimmerte schon ein wenig, als wir die schönen, kurvigen Straßen durch die Berge nur vom Bus aus „genießen“ konnten. Besonders die Strecke nach Dalat selbst. Nachmittags um 17 Uhr kamen wir im Eldorado für Berg- und Natursportler an. Wir checkten im Note Hostel Dalat ein und kamen in einem 8er Dorm unter. Gebucht hatten wir ein 5er. Während eines kleinen Snacks llasen wir einige Rezessionen über hiesige Canyoing-Unternehmen, denn die sportliche Aktivität wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir entschieden uns für die älteste Firma in Dalat, die einem Amerikaner gehört. Phat Tire war die Nummer 1 in Dalat für Adventure-Trips, aber zugleich auch die teuerste. Für 57 $/ Nase buchten wir eine 4h Tour durch die Berge. Niemand aus unserer Gruppe hatte jemals zuvor an einer Klippe gehangen oder war einen Wasserfall hinuntergeklettert. Zum Zeitpunkt der Buchung waren wir Teil einer überschaubaren Gruppe: Kathi, Nora und ich 😃. Pro Gruppe stellte Phat Tire 2 Guides parat, wodurch für den Fall eines Absturzes, der am Fuß das Wasserfalls stehende Guide seine Arme für eine weiche ausbreiten konnte. Safty First 😊. Mit einem ereignisreichen morgigen Tag gingen wir zufrieden, aber auch ein wenig wehmütig zu Bett.

19.03.2017 Der letzte Akt

Geschrieben im Sleeping Bus von Kon Tum nach Dalat

7 Uhr aufgestanden, den restlichen Sprit aus Kathis und meiner Maschine abgezapft und in Schorsch’s Bike umgefüllt. Das hat schon eine Ewigkeit gedauert. Im Anschluss haben wir für 2h das Motorrad durch die Straßen von Mechaniker zu Mechaniker geschoben und versucht, die Möhre an den Mann zu bringen. Aber keiner wollte so wirklich anbeißen. Klar, es macht auch nicht den besten Eindruck, wenn das zu verkaufende Objekt auf den Hof geschoben wird. Der erste Mechaniker bestätigte nochmal den Preis der Reparatur des Vortags von 1.500.00 VND (=61€). Die Reparatur stand für uns aber außen vor, da die vorherigen Mechaniker das Problem nie ernsthaft behoben hatten/konnten. Wir wollten das Moped einfach nur für einen halbwegs akzeptablen Preis loswerden. John hatte erzählt, dass die Verkaufspreise in Saigon, unserem eigentlichen Ziel, höher seien, weil dort zahlreiche Backpacker ankommen. In Kon Tum hatten wir nur starben unsere Hoffnungen auf einen verlustarmen Preis. Ein netter Vietnamese schien dann aber doch interessiert zu sein, wenn auch nur als Ersatzteillager. Wir boten ihm 3.500.000 VND an, worauf er die Blue Card (Fahrzeugschein in Vietnam) sehen wollte. Sofort schüttelte er den Kopf und grinste. Wir fragten ihn nach dem Grund. Er erklärte uns, dass die Blue Card alleine für einen Verkauf hier in der Region nicht ausreichend sei, sondern ein Kaufvertrag vorliegen müsse. Hatte John uns also nicht die volle Wahrheit über den Verkauf der Motorräder erzählt? Kurzerhand riefen wir ihn an und der nette Vietnamese unterhielt sich mit John. John versicherte uns nochmals, dass ein Verkauf auch ohne Papiere, nur mit der Blue Card möglich sei. Am Vortag in Dak Ha hatten wir ihn über unser Vorhaben das Bike loszuwerden informiert. Leider hatte er sich nicht dazu geäußert. Zu meiner Überraschung bot an er dann doch an das Motorrad zurückzukaufen, wenn wir es mitsamt der Blue Card sowie allen Schlüsseln per Bus zurück nach Hué schickten. Sein Cousin in Dalat würde uns 3.300.000 VND für das Bike und 900.000 VND für 3 Helme geben (=185€). Das war ein verlockendes Angebot, zugleich setzen wir aber auch alles auf eine Karte. Entweder wir verlören die Anschaffungskosten von 6.000.000 VND oder aber John hält sein Versprechen und bezahlt uns über Mittelsmänner. Kurzerhand war das Moped verladen. Für mich war dieser Moment sehr befreiend, auch, wenn ich/ wir viel lieber auf zwei Rädern unterwegs gewesen wären. Aber die ständige Unsicherheit während der Fahrt hat besonders mich gestresst. Von nun an stand fest, dass Schorsch alleine mit seinem Bike und wir drei leider mit dem Bus weiterreisen werden. Den Nachmittag verbrachten wir in einem sehr schönen kleinen Café namens EvaCafé. Jeder nutzte die Zeit für sich. Wir lasen, schrieben Tagebuch oder hörten einfach mal Musik. Und dann fielen zuerst kleine, schließlich dicke Regentropfen vom Himmel. In Kham Duc hatte es auch schon geregnet, aber dieser Regen hier im Café fühlte sich aus irgendeinem Grund schöner an. Die Atmosphäre stimmte einfach, denke ich! Wir waren alle entspannt und froh, eine wichtige Entscheidung getroffen zu haben, ohne ein eindeutiges Ergebnis zu haben. Nach einem langen Telefonat mit Mami gingen wir nach 4h im Café wieder ins Hostel. Schorsch und ich trieben noch ein bisschen Sport in der Garage des Hostels, bevor wir uns gemeinsam zum Abendbrot aufmachten.

Ach ja, den versprochenen Ölwechsel in Hué hat John natürlich nicht gemacht. Wir machten den Ölwechsel schließlich nach dem Sport und es lief nur eine verbrauchte, dunkle Flüssigkeit heraus. Ab heute gilt der Grundsatz: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Auf das dein Bike durchhält, Schorsch 😊. Gute Reise!

18.03.2017 Alle guten Dinge sind…ach, ich hab schon aufgehört zu zählen:D

Geschrieben im Sleeping Bus von Kon Tum nach Dalat

Mit sauberen und vollgetankten Bikes ging es wie geplant um 8 Uhr los. Unser Tagesziel war Kon Tum, ca. 172Km und 4h Fahrtzeit. Kham Duc verließen wir in Richtung Süden auf den Ho Chi Minh Trail. Direkt zu Beginn der Tour hatten unsere beiden Schleppesel die bisher härteste Belastungsprobe.

Die Stadt Dak Glei ist nur über den Pass zu erreichen. Die exakte Höhe weiß ich nicht, aber die Höhenmeter waren nicht ohne. Im Kopf war diese Strecke für mich richtungsweisend im Hinblick auf die Weiterreise per Zweirad. Überstehen wir die Tour nach Kon Tum, schaffen wir es bis nach Saigon. Das erste Stück nach Dak Glei war binnen 1.5h geschafft. Ein gutes Omen. Bergig blieb es ständig. Zum Teil ging es bei 10% Steigung in den 1. Gang und abwärts hoffte ich nur, dass die Motorbremse nicht versagte. Mit zwei weiteren Pausen erreichten wir schließlich gegen 13 Uhr Dak Ha. Während den letzten 30 Minuten war mir immer wieder aufgefallen, dass die Maschine an Leistung verlor und am Berg kaum Vortrieb erzeugen konnte. Ein Rasseln hatte sich ebenfalls bemerkbar gemacht. 17 km vor Kon Tum passierte, was eigentlich nur noch eine Frage der Zeit war. Kathi und ich blieben am Berg hängen und ich steuerte noch mit dem letzten Schwung auf den Gehweg. Ein gutes Mittagessen für uns, ein bisschen Öl und Pause im Schatten für das Moped würden de 17km bis nach Kon Tum ermöglichen. Schorsch und Nora fanden ein Lokal am höchsten Punkt des Hügels. Kathi und ich schoben bis zum Lokal. Schorsch unterstütze uns auf den letzten 300 Metern. Unser Essen sowie die Kinder im Restaurant waren klasse. Häufig scheinen hier keine Europäer zu stranden. Während des Mittagessens gingen wir unsere Möglichkeiten durch. Für mich stand insgeheim schon der Verkauf in Kon Tum fest. Die anderen stimmten zu. Eine schwere Entscheidung, aber die Tour ist für alle mehr Belastung als Spaß, wenn eine unsichere Größe dabei ist. Unsere Unterkunftsbeauftragten (Kathi und Nora) suchten im Internet nach einem Hostel in Kon Tum. Taxifahrer Schorsch setzte zuerst Nora im Hostel ab. In der Zwischenzeit versuchten Kathi und ich mit den Kindern der Restaurantinhaber zu quatschen. Mit Hilfe von Händen und Füßen und dem Google Translator konnten wir nach einiger Zeit klarmachen, dass wir das Motorrad verkaufen wollen, ohne Reparatur. Ohne die Kiddies wäre der Aufenthalt in Dak Ha ein Moment der Enttäuschung gewesen.

Ein wenig fühlten wir uns glaub ich alle von John an der Nase herum geführt, auch, wenn er sich stets bemüht hat und uns immer noch mit Rat zur Seite steht. Schorsch war nach einer Stunde wieder zurück und nahm Kathi mit. Jetzt war ich ganz alleine mit den Kiddies. Sie schienen ganz begeistert von Kathi zu sein, weil sie unbedingt ein Autogramm und den Facebookkontakt haben wollten. Wir haben uns sehr nett über ihre Schule, ihre Brugswünsche, Sport und Musik unterhalten. Ich rief Didä per Whats App an und zeigte den Kiddies einen Blick nach Deutschland. Kurz vor Schorsch’s eintreffen hörten wir Ihre Lieblingsmusik und ich verabschiedete mich. Paul Walker Song.

17 km Abschleppen standen Schorsch und mir bevor. Die ersten 100 Meter versuchten wir es auf die klassische Weise, müssten dann aber doch auf die asiatische Variante umstellen, weil Schorsch einwarf, abbiegende Rollerfahrer könnten das Abschleppband nicht sehen. Also setzte Schorsch einen Fuß auf meine Fußraste und schob uns bis nach Kon Tum. Die Technik ist erstaunlich einfach und effektiv. Froh angekommen zu sein und mit einem Loch im Bauch waren wir wieder auf Futtersuche und blieben in einem urigen Lokal hängen. Die Mutter sprach kein Englisch. Tam Tam, 9 Jahre alt, hingegen schon. Er nahm unsere Bestellung auf und nach 30 Minuten hatten wir so viel Reis, Omelette, knusprig gebratenes Schweinefleisch mit vorzüglicher Marinade und Gemüse auf dem Tisch. Es war das bisher schönste Abendessen, weil wir mit der Familien am Tisch saßen. Tam Tam’s Vater zeigte Schorsch die schönsten Strecken mit dem Motorrad. Als Nachtisch gab es Eis.Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war einer kleiner mobiler Verkaufswagen mit einer silbernen, stark gekühlten Platte. Die Mädels und Tam Tam gingen hinüber und kamen nach 20 Minuten wieder zurück. Ich habe mich schon gefragt, was dort so lange dauert. Es war so lecker, dass Schorsch und ich nicht Nein sagen konnten. Tam Tam drückte seiner Mutter sein gesamtes Eis in die Hand und begleitete uns. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Kaum waren wir am Eiswagen angekommen bestellte Tam Tam sich ein zweites Eis. Oreo Cake, das teuerste Eis auf der Karte für 2€:D. Ganz selbstverständlich! Gern‘ geschehen. Eine Joguhrtähnliche Masse wurde auf der kalten Platte verstrichen, bis Eiskristalle erkennbar waren und sich das Eis mit einem Spachtel von der Oberfläche kratzen ließ. Geschmacksrichtungen, Obst oder Schokolade etc. konnte man vorher wählen. Bevor wir zum Hotel aufbrachen, ging das Hauskalb (ein gut gebauter Hund) mit mir spazieren:D. Gut gelaunt fielen wir ins Bett.

17.03.2017 We hit the road again 2.0

Unser Aufbruch aus Hoi An war für 8 Uhr geplant. Wir waren allerdings erst mit 1h Verspätung unterwegst,m nachdem wir einen Schraubenschlüssel für die Hinterachse besorgt hatten. Den Schlüssel hätte ich am Vortag besorgen müssen. Die krasse Verspätung geht also auf meine Kappe. Nach 30 min suchen und einigen unverschämten Halsabschneidern später bekam ich in einer kleinen Werkstatt für nur 20.000 einen 17 Schlüssel. Die anderen Verkäufer wollten zum Teil den 5-fachen Preis. Endlich auf der Straße fuhren wir durch kleine Dörfer nach Kahm Duc, einem etwas größeren Bergdorf. Die Maschinen liefen ohne weitere Probleme.  Erstaunlich! Gegen 13 Uhr trafen wir dort ein, mit 113 km hinter uns und schmerzenden Pötern (Danke für diese Wort, Oma Riedel;D). Wir beschlossen die nächste Etappe von 170km auf den kommenden Tag zu verschieben, da diese die wohl schwierigste Aufgabe werden würde. So suchten wir uns eine Bleibe und präparierten die Bikes für den nächsten Tag. Vor dem Abendbrot machten wir Sport im Hotelflur:D. Üppiges Abendbrot in einem sehr guten unscheinbaren Lokal für kleines Geld.

16.03.2017 Motorrad 2.0

Am nächsten Morgen kam John wie am Vorabend versprochen mit einem anderen Bike des gleichen Modells nach Lang Co und wollte unseren nicht geplanten Aufenthalt dort beenden. Kurzerhand wurden alle neuen Teile der zuvor aufgemotzten Maschine in das neue Motorrad gebaut… Vor allem die erhöhte Sitzbank wollte Timo nicht missen. Es wurde also an den Rädern herumgeschraubt und alles für die nächste Tour vorbereitet. Nora und ich ließen uns derweil die Sonne auf den Bauch scheinen und genossen die leichte Brise am Strand.

Nach einem leckeren Local-Mittagessen sollte dann unsere Fahrt nach Hoi An starten. Doch nicht mal 50 km gefahren, machte das Bike plötzlich „klack“-Geräusche…irgendwas war mit der Kette nicht in Ordnung. Aber unsere Jungs hatten alles im Griff und konnten recht schnell das Problem eigenhändig lösen.

Nach weiteren 1 1/2 Std. Fahrt kamen wir dann endlich an unserem River Park Hostel in Hoi An an.

15.03.2017 Ein ungewollter Abstecher zum Strand

Das Hostel hatte einen 30m² großen Platz mit einem Parallelbarren sowie einer Klimmzugstange. Da John gegen 11 Uhr mit dem Ersatzbike auftauchen wollte hatten wir am Vormittag also genug Zeit zum Frühsport. Anschließend gab es einen kleinen Spaziergang zum lang ersehnten Strand. Das Geld in dem teuren Resort hat nur für einen Kaffee gereicht😃. Das Frühstück nahmen wir in einem kleineren Hotel entgegen.

Um 11 Uhr trafen wir uns mit John. Neues Moped Motor war auf vom Motor her auf jeden Fall besser, aber auch nicht top. Intakte Sachen vom alten Moped ausgebaut und am Neuen angebaut. Aufbruch nach einem Essen mit John gegen 14 Uhr. Wie sollte es auch anders kommen. Wir hatten ja noch die bergige Strecke vom Vortag vor der Brust und bereits nach 12km ist Kette abgesprungen. Schorsch und ich haben die Kette neu gespannt und wir kamen tatsächlich in Hoi An an. Es war eine sehr schöne Fahrt an der Küste und durch die Berge. Quynh war durch Zufall auch in Hoi An und hat direkt mein Bike gecheckt, weil ich der Meinung war, dass das Lenkkopflager wieder locker ist. Mit einem Freund von Quynh gingen wir zum Abendessen. Wir trafen uns in einer lokalen Küche und wir ließen Kann ein typisches Gericht bestellen. Langsam müssten wir ja mal alle probiert haben, aber diesmal gab es Rinderinnereien. Sie haben sich herzlich über unsere Skepsis amüsiert. Schlecht schmeckten Magen und Arterien nicht, aber noch einmal würden wir das Gericht nicht bestellen😃. Den Abend verbrachten wir mit Quynh und einem weiteren Freund beim Billard.

14.03.2017 Voll bepackt mit schweren Sachen, die das Fahren schweren machen, hinein in’s weekend feeling

Geschrieben in Kon Tum im gemütlichen Eve Café während eines Schauers😉

Endlich: Die Pferde waren wieder gesattelt. Zwei Reiter mit zwei Backpacks.

Es sollte eine toughe Aufgabe für die beiden roten Hengste werden. Unser Tagesziel war Hoi An, ca. 130km entfernt; Dauer 3h. Nach einigen Besorgungen (Werkzeug, Öl etc.) und einer Lost and Found Aktion von Schorsch und mir (Wir haben abwechselnd John im Verkehr verloren. Schorsch ganz am Schluss und trudelte 15 Minuten später im Hostel ein😃), röhrten unsere roten Hengste endlich auf heißem Asphalt auf. Mit Jack Johnson im Ohr, wir hatten eine Box am Motorrad befestigt, cruisten wir Beginn über eine sehr schöne Autobahn. Die LKW nehmen wirklich Rücksicht auf die Zweiräder…pfff! Doch dann nahm Kathi’s und meine Maschine kein Gas mehr an. Wir hielten auf dem Standstreifen und sahen schon nicht wenige Öltropfen aus dem Motorblock tropfen. Mein erster Gedanke war: Na klasse, keine 40km auf flacher Straße und schon sind wir das erste Mal liegen geblieben. Rechnet man das auf die 1200km hoch…lieber nicht! Zum Glück war auf der Gegenüberliegenden Straßenseite ein Mechaniker, der uns half. Ruck Zuck war das vermeintliche Problem gefunden. Eine undichte Dichtung. Achso, da wären wir natürlich im Leben nicht drauf gekommen, dass eine Dichtung die Ursache dafür war, aber wie will man sich verständigen. Also baute er den Deckel der Lichtmaschine wieder zusammen, und goss prompt unseren 800ml Ölkanister in den kleinen Motor. Wir stutzen, da ich so viel Öl auf keinen Fall verloren hatte, aber er wird’s schon wissen.

We hit the road again, aber nur für 12km. War ja auch klar. Ein schönes Beispiel für die Überzeugung der Vietnamesen in ihre waschechten Mechaniker. Für den Augenblick wird alles hergerichtet und dann heißt es immer: „Ok, ok. Do not worry. You don’t need this. Don‘t worry.“ Natürlich wirst Du auch noch über’s Ohr gehauen, weil du den doppelten Preis für eine Reparatur zahlst, die in Deutschland ganz eindeutig als Betrug bezeichnet werden würde. Zurück zum eigentlichen Problem. Plötzlich hörte ich hinter mir: „Timo, Timo. Da kommt was Heißes raus!“ Wir hielten rechts am Straßenrand und sahen nur, wie nach wenigen Augenblicken ein Ölsee auf der Straße unter dem Moped entstanden war. Mit ein paar Schraubenschlüsseln und Kaugummi lässt sich das bestimmt nicht flicken. Wie die Stimmung war, kann man sich ja ausmalen. Die Mädels, die eh Bedenken hatten, waren nicht sauer, aber man merkte Schon leichten Unmut😉. Wir wussten nicht so richtig, was zu Tun war. Zeit zum Überlegen hatten wir aber auch nicht, weil ein Easy Rider (Einheimische, die Touristen mit eigenen Bikes durch die Gegend fahren) vom Berg auskommend bei uns anhielt. Er schaute sich das Moped an und schraubte ein bisschen rum. Dann hielt noch ein Easy Rider an und sie philosophierten über das mögliche Problem. Nach erneuten 800ml Öl und einem neuen Simmering kamen Quyinh (der erste Easy Rider in unserem Alter oder jünger) und Quonh (der zweite Easy Rider ca. 40 Jahre alt) zu dem Schluss, dass wir in Lan Co übernachten sollten. Es dämmerte bereits. Während Quynh und ich Öl und Simmering besorgt hatten, hat sich Quonh über die schlechte Qualität der Maschine ausgelassen. Es sei eine chinesische Kopie und und und. Wie auch immer. Quynh kannte John aus Hué und konnte ihm von unserer Misere berichten. John bot auf unser Drängen hin an, ein anderes Bike nach Lan Co zu bringen.

 

Quonh verlangte nachdem er das Motorrad getestet hatte und es keinen Deut besser lief als vorher schlappe 300.000 VND. Mit welcher Selbstverständlichkeit er das Geld forderte fanden wir unverschämt. Wir hatten zu Beginn keine Möglichkeit zu fragen, was er für seine Hilfe haben möchte. Zumal war das Motorrad nicht fahrtauglich. Unsere Laune hatte sich im Laufe der Zeit wieder gehoben, weil wir so nett unterstützt wurden und die Aussicht auch einmalig war. Aber so eine krumme Aktion ist wirklich nicht notwendig. Quyinh und Qhonh brachten uns zu einem Hotel. Quynh hatte sich einen kleinen Obolus wirklich verdient, aber die 100.000 VND lehnte er mit den Worten: „Ich helfe gerne und möchte dafür kein Geld. Es gibt auch diejenigen, die das voll ausnutzen und sich von den Touris gut bezahlen lassen. Quonh ist so einer.“ ab. Ganz ohne Dankeschön wollten wir Quynh aber nicht von Dannen ziehen lassen und luden ihn zum Essen ein. Er führte uns in ein Fischrestaurant, in dem es angeblich den besten Fisch der Umgebung geben sollt. Wir fielen fast hinten rüber als wir die Preise sahen, aber Quynh sagte wir brauchen uns keine Sorgen machen, da wir mit ihm hier sind und wir die Preise der Einheimischen zahlen. Natürlich war uns dieses Gerücht bekannt, aber dass die Preise zum Teil 3 mal so hoch sind hätte ich nie für möglich gehalten. Jetzt werde ich erst recht ein wenig feilschen, wenn man so offensichtlich ausgepumpt wird. Wir haben doch keinen Goldesel dabei.

13.03.2017 Einem gekauften Gaul, schaut man erst recht ins Maul

Die Motorradübergabe mit John fand am Vormittag statt. Augenscheinlich hatte er alles was wir am Vortag auf die Reparaturliste geschrieben hatten behoben. Bevor wir John zum Multimillionär machen wollten, mussten wir die beiden Esel aber auch noch mit maximaler Beladung testen. Wir haben also Schorsch’s und meine Handtasche aufgeladen und sind ein bisschen durch die Gegend gegurkt, bis wir schließlich im Nook Café stoppten und die Mädels eine Probefahrt einluden.

Schließlich haben sie als Beifahrerin die Backpacks während der Fahrt im Rücken. Soweit ganz zufrieden mit den „Reparaturen“ kauften wir unsere Packesel für je 3.000.000 VND (=240€) und vergewisserten uns noch einmal bei John, ob die Leistung (110ccm)  für eine Tour bis nach Saigon im Süden Vietnams bei dieser Beladung ausreichend ist. Die Mädels hatten mehr Bedenken als wir😃. „No Problem, my friend. Good korean quality are my bikes. I won’t sell you chinese low quality.“ Dein Wort in Gottes Ohr, John!

Stolz wie Oskar über die neuen Fortbeweungsmittel für unsere Gruppe fuhren wir zum Hostel zurück. Den restlichen Tag verbrachten wir in der Stadt, im Café und beim Sport. Ach, ja…nach dem missglückten Versuch von Kathi und Nora in Chiang Rai Schorsch die Haare zu schneiden, besuchte Schorsch noch den Mann mit den Scherenhänden. Der Friseur hat sein Bestes gegeben😃.  Wir planten noch ein wenig unsere Tour und kamen auf ca. 2200 Gesamtkilometer.  Unsere Route sollte von Hué über Hoi An, Kham Duc, Kon Tum, Buon Ma Thout, Dalat, Na Thrang, Mue Ne schließlich nach Ho Chi Minh City, ehemals Saigon, führen. Geplant haben wir ca. 16 Tage. Auf geht’s!

12.03.2017 German people meet local cuisine

Geschrieben im Mintea Hostel in Hué, (Vietnam)

Erneuter Frühsport mit Kathi am Perfume River mitten in Hué, während Schorsch in der Eisenschmiede gegen seine „Verlauchung“ anzukämpfen versuchte. True Story: In jedem kleinen Kaff schlägt seine stählerne Wünschelrute aus. Hulk hat für 2h einen großen Bruder😃. Ich bezweifle zwar, dass die Asiaten ausreichend Gewichte für ihn hatten, aber er kam zumindest immer pitschnass zurück. Bei uns haben zwei Kinder mit an den Ringen geturnt.

Gemeinsames Frühstück um 8 Uhr. 9 Uhr treffen bei John. Die Mopeds waren in der „Werkstatt“. Abfahrt zu seiner uns noch unbekannten Tour. Touren gegenüber bin ich leider wieder skeptisch, weil die Mehrheit der Reiseführer die klassischen Attraktionen für Touristen abklappert. Das bedeutend viele Menschen und das für Touristen präparierte Vietnam. Aber Reisfelder mit Wasserbüffeln und Bauern, die ihre Felder bestellen findet man auf diesen Touren nur selten. John’s Tour war anders. Um 9 Uhr trafen wir uns in seinem Homestay Mit nagelneuen Schwimmwesten fuhren wir mit 2 Rollern John hinterher; hinaus aus der lärmenden Stadt, hinein in sattgrüne Reisfelder. Im Gegensatz zu Laos scheint die notwendige Wasserversorgung für den Reis in Vietnam ein Konzept zu haben. Nein, wir müssen noch einen Schritt zurückgehen. Im Gegensatz zu Loas gibt es in Vietnam gibt es eine Wasserversorgung für die Reisfelder.

Leider konnte man während der Rollertour nur wenige Fragen über Dies und Das stellen. An der Japanischen Brücke aber hatten wir ausreichend Zeit und löchterten John mit Fragen wie: Wie oft können die Bauern Ernten?, Für welchen Zweck wurde die Brücke errichtet?, Wovon Leben die meisten Einheimischen hier auf dem Land? Und und und.

Wir bekamen ausführliche Antworten und sollten direkt sehen, was die Haupteinnahmequelle vieler Landbewohner ist. Die Frauen hockten unter Wellblech auf blankem Stein und boten ihre unterschiedlichsten Ernten an. Unmengen an Gemüse, Obst, Gewürzen und noch lebendem Fleisch. John fragte uns nach einem Essenswuschen und wir waren alle gespannt auf ein typisch vietnamesisches BBQ. Dafür kauften wir Schweinefleisch, Fisch, verschiedene Gemüsesorten, Reispapier, einen Grillrost, typische Saucen, Chilies und Kleinkram ein.

Wir verließen den Einheimischenmarkt in Richtung Community House. Für mich ein Gemeindehaus mit einer großen Küche, in dem die Dorfbewohner zusammenkommen können. Pustekuchen😃. John führte uns weiter hinaus auf’s Land, hinein in ein winziges Dorf an den Reisfeldern. Die Roller parkten wir auf einem Hof, inmitten von Hühnern, trocknenden Pilzen und Reishalmen uns tollenden Hunden. In dem Haus wohnten 6 Personen und mit der Dame des Hauses kochten wir in der Familienküche.

Gut gestärkt ging es weiter. John’s Sohn Little John war inzwischen mit dessen Tante eingetroffen und begleiteten uns tiefer in die Reisfelder hinein. Der Fluss für die Hauptbewässerung dient den Kindern als Schwimmbad. Schwimmen wollten wir nicht, aber fischen wie die Fischer. Mit zwei Nussschalen, Nora mit Schorsch und John als Steuermann, Kathi und ich mit John’s Schwester als Steuerfrau, glitten wir hinaus auf den Fluss. Unser Boot drehte sich nur im Kreis. Offensichtlich hatte John’s Schwester noch nie in einem Boot gesessen und daher große Not den Kahn auf Kurs zu halten. Es wäre auch alles halb so schlimm gewesen, wenn sie dann einfach gar nicht mehr eingegriffen hätte. Während die anderen drei Matrosen zielstrebig 3 Netze ausgelegt hatten, traten wir vorzeitig den Rückweg an und wurden noch überholt. John schien uns den Frust anzumerken und entschuldigte sich für seine Schwester. Die Zeit bis zum Einholen der Fische vertrieben wir uns mi einem vietnamesischen Spiel. Ich habe es in der Schule mit Duc zusammen gespielt und wieder Spaß daran gefunden.

Nach 30 Minuten bestiegen die Mädels mit John ein Boot, während Schorsch mein Steuermann war. Never trust an engineer ist die passende Beschreibung für Schorsch’s Steuerqualitäten😃. Wir kamen viel besser voran zuvor, mussten uns aber gegen John, der sich mit einem Bambusstab vom Boden abdrückte geschlagen geben. Unsere Ausbeute lag bei 10 ca. bierdeckelgroßen Fisch(chen). Die Beute brachten wir in der Küche vorbei und traten unsere Heimreise durch die Reisfelder, vorbei an Wasserbüffeln und Bauern, an.

 

Auf dem Heimweg kamen wir noch an einer kleinen Kirmes vorbei. Dort probierten wir zum ersten Mal Schnecken:D

 

 

11.03.2017 TüV meets vietnamese repairs

Geschrieben im Mintea Hostel in Hué, (Vietnam)

Frühsport mit Kathi am Perfume River in Hué mit schöner Kulisse im Park. Auf dem Rückweg haben wir noch ein paar Hostels abgeklappert. Und tatsächlich noch ein passendes gefunden: Das Mintea Hostel. Wir mussten vor dem Einchecken im leeren 14er Dorm aber noch eine Kleinigkeit frühstücken. Im Internet lasen wir eine Frühstücksempfehlung über das Nook Café, welches ganz versteckt in einer Gasse liegt und von einem Australier betrieben wird. In Deutschland würde man es in die Hipster Café Kategorie stecken. Also genau Nora’s Ding😊. Es war ein sehr leckeres Frühstück mit Mango Fruitshake und Omelette.

Als wir im Anschluss mit unseren Backpacks im Mintea ankamen und zum zuvor vereinbarten Preis einchecken wollten, entschuldigte sich die Dame hinter der Rezeption für den Fehler ihrer Kollegin. Offenbar hat man uns einen inkorrekten, zu günstigen Preis genannt. Nach einem kleinen Flirt zwischen Schorsch und der Dame, die Mädels waren unterdessen nochmals auf Suche nach Alternativen, gab sie nach und wir bekamen 4 Betten im leeren 14er Dorm. Der Womanizer hatte wieder einmal zugeschlagen😉. Mittags liefen Schorsch und ich erneut zu John. Eigentlich nur, um unsere Wäsche abzuholen. Aber wir blieben doch ein bisschen länger, weil wir auf die vietnamesichen Mopeds und eine Tour durch Vietnam zu sprechen kamen. Long story short: Während des Mittagessens haben wir die beiden Mädels über unsere Idee 110ccm Mofas zu kaufen, informiert. Die Sorgen überwogen die Lust auf die Tour, aber ganz abgeneigt waren Nora und Kathi auch nicht. Also schauten wir um 16 Uhr wieder bei John vorbei. Er hatte in der Zwischenzeit ein paar Mopeds besorgt und wir gingen mit den Mädels im Gepäck auf Probefahrt. Das hätte John mal lieber nicht gemacht, denn Schorsch und ich haben die Esel so gut wir konnten auseinandergenommen! Alles war irgendwie zusammegebastelt. Anbauteile waren locker, die Tachoanzeige war nicht funktionsfähig, die wichtigsten Lager waren ausgeschlagen und zum Teil lief das Herzstück auch nicht mehr ganz Rund. Schorsch hat sogar sein Moped nochmal tauschen lassen, aber die zweite Edition brachte mehr Nach- als Vorteile mit sich.  Ein Glück ,dass wir auf diesem Gebiet ein paar Grundlagen haben, soadss man nicht die absoluten Schrottmühlen kauft. Also schrieben wir eine Liste mit den uns wichtigen Dingen, die bis zum Folgetag von John’s Mechaniker des Vertrauens ausgemergelt werden sollten. Darauf warf John nur ein: „Jungs, kauft euch lieber eine Neue.“, aber daran hätte er nichts verdient. Also versicherte er uns, dass sein Mechaniker Herr über die vielen Reparaturen werden würde. Mal schauen was in zwei Tagen präsentiert wird!

Guter Dinge ging der Tag für uns zu Ende. Schorsch wurde von John noch mit zum Fußball genommen. Mein Fuß hinderte mich leider daran. Nachdem Schorsch triefend zurückkam und nach einem kleinen Snack wurde Schorsch noch von unseren Hosteleigentümern zum Armdrücken herausgefordert. Wie sich herausstellte musst er gegen den amtierenden Champion des Abends antreten, der alle ‚Gegeners‘ besiegt hatte. Was der Kerl aber noch nicht wusste war, dass Schorsch vier Beine hat😃. Schorsch musste zwar ein bisschen kämpfen, drückte dann aber doch den Gegner auf die Tischplatte…also nicht den Gegner selbst, sondern dessen Handrücken. Sieg für Deutschland. 1:0. Auch das Rematch entschieden wir für uns. Gute Nacht und bis Morgen.