Alle Beiträge von timotheus

08.12.2017 Cathedral Cove

Geschrieben in Snells Beach

An diesem Morgen saßen wir an unserem Frühstückstisch und beobachten das französische Päärchen neben uns. Er, ich nennen ihn mal Jacque, versuchte Muriel die Haare zu flechten. Offensichtlich schien er seinen Job zum ersten Mal und daher nicht besonders ordentlich zu machen. Ein Glück, dass nicht seine Finger verflochten hatte, denn die Reihenfolge die Zöpfe übereinander zu legen schien ebenfalls nicht einfach. Da Kathi nach unserer Rückkehr einen längst überfälligen Youtube-Kanal mit Tips zum Flechten starten möchte, sie greift mit dieser Idee sicherlich eine Marktlücke auf, bot sie ihre Hilfe an und Jaque schien ein schwerer Felsen vom Herzen zu fallen.

Für uns ging es im Anschluss weiter an der Küste entlang zu einem bekannten Strandabschnitt namens Hahei Beach mit einzigartigen Felsen und einer vom Wasser ausgespülten Kathedrale.

Blue Bottles – die wollen nur spielen

Nach dem 40 Minütigen Spaziergang in eine Richtung kamen wir wieder an unserem schattigen Parkplatz an und kaum hatten wir die Karte geöffnet, um unseren heutigen Schlafplatz zu bestimmen, parkte neben uns ein Auto. Kaum waren die Insassen ausgestiegen sprachen sie uns auf das Modell unseres Fahrzeuges an. So einen Wagen haben sie in Kanada noch nie gesehen:D. Ja, und so kamen wir für 1h ganze Stunde nicht von dem Parkplatz runter, aber dafür einen Schlafplatz auf der Vancouver Island, falls es uns mal ins schöne Kanada ziehen sollte.

In der Cook-Bay angekommen arrangierte Kathi die in der begrenzten Fläche kreuz und quer parkenden Camper kurzerhand um, und wir knipsten die Lichter nach Campinggesprächen und Abendessen aus.

04.12. – 07.12.2017 Einige Tage im Schnelldurchlauf

Geschrieben in Snells Beach

Die folgenden 3 Tage verbachten wir mit einem Geburtstagstelefonat mit Maria und Kathi schaffte es tatsächlich noch eine Postkarte auf den Weg über den See zu bringen. Ob diese die 18.000km noch zeitig hinter sich bringt? Wer weiß😊.

Am nächsten Tag, den 05.12.2017, fuhren wir eine unglaubliche Strecke zu den Rere Falls. Die Straße war sooooo kurvig und wollte einfach nicht enden.

Die Stadt am Ende der Straße (Opotiki) diente einem schnellen Einkauf und interessanter Weise gab’s am Ende des Supermarktes eine große Pinnwand mit 40 Photos von Dieben:D.

Weiter im Text…

Unsere weiße Wäsche, bzw. mehr meine als Kathis, war nach mehrwöchigem Tragen ohne Waschen zu einem leichten creme-weiß mutiert und lag jetzt, auch dank eingezogener Sonnencreme besonders weich auf der Haut. Leider kam ich nicht drum herum, meine persönliche Bestleistung im Nichtwaschen auszubauen, denn wir suchten in Whakatane einen Waschsalon auf. Die Wäsche trockneten wir in der Mittagssonne auf einem Campingplatz und verzehrten dabei leckeres Brot.

Auf der Nordinsel sind wir zum ersten Mal auf strikte Campingregeln gestoßen, die auf einem riesigen Parkplatz mit einer Kapazität von 50 Campern, 2 Fahrzeuge in einer aufgemalten Zone zulassen. Und sogar die Abstände von Fahrzeug zu Fahrzeug sind geregelt. 3m Mindestabstand. So kam es tatsächlich an einem Abend dazu, dass ein Wohnmobilbesitzer, an dessen Rückwand wir mit 150cm Abstand geparkt hatten, mit seiner stylischen gelb-verglasten Sonnenbrille, an unserem Fenster stand. Wir waren noch angeschnallt und aus dem Auspuff kam eine letzte Wolke. Er muss also aufgesprungen sein, um uns mitteilen zu müssen, dass wir hier bitte 3 m Abstand zu halten haben. Wir seien willkommen, wir sollten das nicht falsch verstehen, aber guter Herr, der Ton macht die Musik und wie Mann in den Wald hineinruft, so schallt es auch hinaus. Gerne wäre ich mit ihm zum Schild gegangen und hätte den praktischen Nutzen mit ihm ausdiskutiert, aber Kathi erkannte zu Recht, dass es bei ihm wenig Sinn hat. Wir starteten Bongo wieder und prompt kamen zwei Damen an unsere Scheibe, die an ihren Wohnmobilen gesessen und erzählt hatten. Lustiger Weise parkten diese in gleichem Abstand zu einander. Beide baten uns, doch unser Lager hier aufzuschlagen. Sie hatten die kurze Einweisung ihres Nachbarn auch mitgebekommen und fanden es absolut übertrieben. Kurzerhand ging eine Dame rüber und schien sich für uns einzusetzen, aber wir wollten keinem „Gartenzwergpoliteur“ den Rasen zertrampeln und dankten ab.

03.12.2017 Sommermarkt in Hastings

Geschrieben in Snells Beach

7:00 Uhr und der Plattenspieler dröhnte mit schöner typischer Peter Kerena Musik:D. Ich kroch aus dem Bongo, marschierte schnur straks zum Klo und ging im Anschluss auch nicht mehr ins Bett, sondern setzte mich mit Nathan, der übrigens in der richtig gemütlich eingerichteten Yurte wohnte, Elias und Wellie an die Lagerfeuerstelle direkt vor unserem Auto. Peter kam mit Kaffee für uns alle und brachte sogar Kathi eine Tasse ans Bett. Peter fing wieder von den gestrigen Themen an und wir vergaßen die Zeit. Erst um 10 Uhr sprang Peter auf, reparierte schnell den Land Rover damit sie es noch pünktlich zur Kirche schaffen. Kirche meint hier nicht Gotteshaus, sondern den Farmersmarkt in Hastings. Jeden Sonntag, eigentlich schon um 8:30 Uhr fahren alle zum Markt und genießen bei Musik und Obst und ihren Freunden den Sonntag Vormittag. Sie nahmen uns mit und der Markt hatte wirklich viel zu bieten. Endlich mal ein Markt mit vielen lokalen Angeboten und ohne die chinesische Plastikmafia. Nach einen kleinen Rundgang über den Markt saßen wir mit den Kerenas vor der kleinen Musikbühne und genossen die Life Musik und das Treiben rund herum, als Elias plötzlich aufsprang und ein kleines 4-jähriges Mädchen in seine Arme fiel. Auch Peter und Wellie schossen in die Luft und zwei weitere 13 -15-jährige Mädchen gingen auf sie zu. Die ersten Tränen flossen und wir bemerkten, dass es sich um 3 Töchter von Peter handeln muss. Gemeinsam mit ihrer Mutter waren die 3 Mädels auf dem Markt, jedoch hatte sie ihren Kindern den Kontakt zu Peter untersagt und so sah sich dieser Teil der Familie wie sich später herausstellte nach 1 Jahr wieder. Die kleinste weinte Kullertränen und auch Kathi wurde von dieser ambivalenten Situation mitgerissen. Mit 3 Mädels mehr an Board und noch weiteren Bekannten, die alle etwas zu Essen auf den Tisch legten, blieben wir bis zum Ende des Marktes. Alle wollten uns nochmal mit uns zu den Wasserfällen und Wellie bearbeitete Kathi noch eine weitere Nacht auf der Kerena-Farm zu verbringen. Sehr, sehr gerne wären wir mitgegangen, aber wir hatten uns mit Rob und Kristie in den nächsten Tagen verabredet und mussten noch ein wenig Strecke zurücklegen. Also hieß es Abschied nehmen und wider erwarten nahm uns jeder der Familie in den Arm, so als kenne man sie schon Jahre. Nathan gab uns noch eine Empfehlung für die Nacht mit und so sagten wir mit vielen neuen, aufweckenden und nachdenklich stimmenden Gedanken „Auf Wiedersehen“!

Frühlungsgefühle auf dem Markt

 

02.12.2017 Zwei Tage unbekannter Wind

Geschrieben in Snells Beach

Nach einem eher nüchternen Abschied von unseren Nachbarn, die Diskussion hing offensichtlich noch immer in der Luft, machten wir uns mit vollen Mägen auf zu Peter Kerenas Farm in der Nähe von Hastings. Die unscheinbare Einfahrt links vom Highway verpassten wir beinahe. Bis auf ein Pferd waren nicht viele Vierbeiner vertreten. Seine Farm liegt in mitten von vielen Weinreben. Die Farmer in der Hawkes Bay leben in erster Linie vom Obstanbau. Vorbei an einem Haus und den schön anzuschauenden Weinreben fuhren wir weiter in den Hinterhof des Hauses. Dort Stand eine Mongolei-Hütte neben einem „Haus“. Davor standen 170cm großer Mann mit ein paar langen Dreadlocks und sein Sohn, der mit Kathi in der Bäckerei geflirtet hatte. Die beiden reparierten gerade eine Lenkstange ihres Safari Land Rovers und konnten uns daher nicht die Hand reichen. Warme, begrüßende Worte wurden aber auch nicht gewechselt und nach 2 Minuten gingen Kathi und ich zum Van uns zogen uns für den Trip an. Ein wenig mürrisch stoppten die Beiden ihre Arbeit, sprangen in ihr Auto und wiesen uns an ihnen zu der Koppel mit den Pferden in den Bergen zu folgen. „Und der hat Dich wirklich zu reiten eingeladen. Sieht eher so aus als hätten die kein Bock auf Gäste.“ Sagte ich zu Kathi, als wir nur noch die Rücklichter des Land Cruisers sahen. Irgendwie mussten wir die Stimmung ein wenig aufheitern und als wir die Koppel erreichten und die kleinen Ponys sahen entgegneten wir: „Okay, wir nehmen dann diese Pferde“. Und tatsächlich, Wellie fing an zu lachen und führte uns zu den richtigen Pferden, die zum Teil schon gesattelt waren. Peter beschlug noch einen Vorderhuf von seinem Pferd, gab uns eine kurze, aber informative Einweisung ins Gas geben, Bremsen, Lenken und Schalten und dann fand ich mich auch schon auf Summer wieder.

Holly bekommt noch einen neuen Schuh bevor es losgeht
My Lady Hoch zu Ross

Mit Hoppe Hoppe Reiter gewöhnten wir uns zu Beginn unseres Abenteuers an die Pferderücken und ich musste mich konzentrieren die Zügel nur mit einer Hand zu halten und mich mit der anderen Hand nicht auf dem Lasso-Knubbel am Sattel abzustützen. Regelmäßig hörte ich dann nur „Timo, hands“. Wie beim Motorcross fahren sollten wir uns beim bergaufreiten nach vorne und beim bergabreiten nach hinten legen und unsere Beine strecken. In der Theorie alles einleuchtend wegen sicherem Stand und so weiter, aber auf dem wackeligen Rücken versucht man den ersten Berg nur irgendwie auf dem Pferd sitzen zu bleiben. Also hörten Kathi und ich beide gelegentlich „Streckt Eure Beine durch“. Auf den weniger komplexen flachen Stücken schnappte Wellie sich Kathi und ritt mir ihr vor. Der alte Womanizer mit seinem Indianer-Look. Peter und ich plauderten über Kathis und mein Leben in Deutschland, was wir beruflich machten etc. Klassischer Smalltalk. Schnell bemerkte ich, dass es ihn aber nicht so richtig zu interessieren schien und so schwiegen wir uns eine gewisse Zeit lang an und ritten einfach nebeneinander her. Auf dem ersten kleinen Hügel angekommen sahen wir weitere Pferde (insgesamt hat Peter 35 Pferde und nutzt diese zum Züchten) und Peter erklärte uns, dass sein Nachbar einen aggressiven Hengst neu gekauft hat und dieser wiederholt über die Zäune zu Peters Pferden springt und sogar eines am Knie verletzend getreten hat. Und wirklich kam der Hengst in vollem Galopp auf unsere kleine Gruppe zu und machte unsere Pferde ein wenig scheu. Seiner Aufforderung uns aus dem Staub zu machen und Wellie zu folgen kamen wir ohne Widerworte nach. Es ging noch immer leicht bergauf und der Hengst versuchte von allen Seiten an uns ranzukommen. Peter zückte sein Lasso und versucht den Hengst auch mit seinem Pferd von uns allen vom Hals zu halten. Mit Erfolg passierten wie ein Tor, schlossen es hinter uns und sahen wie der Hengst wiehernd am Tor auf und ab trabte. „F****“ warf Peter dem Hengst zu unserem Erstaunen an den Kopf und wir setzten unseren Ausflug zum Fluss fort. Unsere Pferde fraßen das Gras im Schatten und wir tranken jeder ein Bier…ausnahmsweise…Sport wurde zum Gesprächsthema. Peter und Wellie mögen Sport nicht. Das Wettkämpfen, die Instrumentalisierung von Sport. Vom Sport kamen wir auf Politik, auf seine Politikverdrossenheit, von dort auf die Sesshaftigkeit der Menschen und die Auswirkungen der Globalisierung, auf die in seinen Augen geplanten Kriege, Wirtschaftskrisen, Anschläge vom 11.09.2001. Alles war in seinen Augen von den Mächtigen in der Welt zu ihren eigenen Gunsten konstruiert. Ich versuchte vehement dagegen zu halten, aber er hatte wirklich gute Argumente. Nur ein paar Stichwörter: Federal Reserve Bankl of America, Religion, Physikalische und statische Gutachten der World Trade Centre, Kriege gegen Gadaffi, Kriege im Irak und Ressourcenausnutzung und dann das Thema Freiheit: Sind wir wirklich frei? Mehr als eine Stunde diskutierten wir heftig auf den Rücken unserer Pferde und in unseren Gesprächen taute Peter richtig auf. Er ließ uns ausreden, unsere Standpunkte offenlegen und respektierte unsere Ansichten und Meinungen auch. Nur sie sind systemgemacht, war immer sein Argument.  Es ist sehr schwierig alle Themen im Detail niederzuschreiben, weil sie unglaublich komplex sind. Später erzählte Kathi mir, dass sie in diesem Moment das Gefühl hatte eine Komparsenrolle in Peters Film „This Way of Life“ übernommen zu haben. Alles wirkte so surreal, als wären wir in die Vergangenheit geritten, Gegenstände unserer Gespräche sind aber aktuelle Themen. Auf meine Frage hin, wieso er Leute nicht mit seinen Ansichten vor den Kopf stößt oder in die Politik geht, entgegnete er nur ein wenig deprimiert: „Das hab‘ ich alles schon versucht, aber die Leute leben im System und wollen sich mit unbequemen Themen nicht auseinandersetzten, auch wenn sie ggf. der Wahrheit entsprechen. Es ist unbequem sich aus dem Hamsterrad zu befreien. Und ist man in der Politik, schwört man die Demokratie zu beschützen und schon sind einem die Hände gebunden. Es müsste so ablaufen, wie Anfang des 20 Jhd. in Schweden, als sich das Volk mehrheitlich gegen die Regierung stellte und das gesamte System umgewürfelt wurde.“ Was da dran ist, weiß ich nicht, aber es gibt Anlass es nachzulesen. Übereinstimmend, dass diese Diskussion ein wenig depressiv macht, verstauten wir die Bierflaschen und machten uns auf zur Flussüberquerung. Auch wieder eine sehr schöne Erfahrung mit dem Pferd durch den Fluss zu reiten und als Peter dann davon galoppierte durften auch wir endlich mal einen höheren Gang einlegen. Die Theorie des Galopps war mir eigentlich klar, nur haperte es dann doch in der Umsetzung. Während Kathis Holly neben Peters Hengst um den Etappen sieg stritten und sich beide Pferderücken frei zwischen den Beinen bewegen konnten, hatte ich den Dreh noch nicht ganz raus. Mir knallte folglich der Sattel jedes zweite Mal so richtig schön von unten an den Hintern und auch mal woanders hin:D Angenehm war das nicht. Von nun an durften wir Galoppieren wann wir wollten, sofern es das Terrain zuließ, aber ich musste meinem Hintern immer eine Verschnaufspause einräumen, bevor ich mich auf einen neuen Rodeoritt einließ. Und Kathi hatte keine Probleme und bekam vom Galoppieren einfach nicht genug:D. Nach 4 Stunden Reiterei über Stock und Stein, einem wirklichen Bad im Fluss und bergauf und -ab Route meldeten sich auf jeden Fall meine Knie und Sitzhöcker zu Wort. Gegen Absitzen hatte ich nichts einzuwenden und so banden wir die Pferde kurz an und befreiten sie von ihren Sätteln. Meins war auf jede Fall mich los zu sein, denn ich hätte mich nicht als Reiter auf dem Rücken haben wollen:D.  Auf dem gesamten Heimweg plauderten wir immer wieder über so mache Kuriositäten und im Vergleich zu den anfänglichen Kommunikations -bzw. Einschätzungsschwierigkeiten war es ein munterer Austausch.

Ich komme mir vor wie im wilden Westen: Und I love it:D

Die Pferde waren versorgt, die Sättel auf der Ladefläche. Wellie und Peter hatten uns während des Ritts noch auf Kaffee und einen Snack eingeladen. Im Anschluss wollten sie uns auch noch einen schönen Wasserfall mit Schwimmmöglichkeit zeigen. Wir setzten uns also ins Auto, schnallten uns und ich griff nach dem Zündschlüssel. Dieser war komplett herumgedreht. Ein rascher Blick auf den Zigarettenanzünder verriet mir, dass unser Käse zumindest kalt ist. Ich muss wohl in aller Aufregung vor dem Ausritt die Zündung nicht ausgeschaltet haben und so standen wir nur mit leerer Batterie in mitten der Pferde. Leicht genervt von mir selber, sprang ich zu Wellie auf die Ladefläche, während Kathi vorne bei Peter saß. So fuhren wir mit Wind in den Haaren zurück auf die Farm und entspannten uns bei Kaffee und Toast. Elias, Wellies 20 jähriger Bruder, war auch zu Hause und setzte sich an unseren Tisch. Während des Essen überlegte ich fieberhaft, wo die Batterie von Bongo sein könnte, da ich sie bei der ersten flüchtigen Suche nicht finden konnte.

Peters Hütte:) Er schläft aber in einem Bauwagen

 

Mit Akkuschraubern und sämtlichen Bits bewaffnet sprangen Wellie und ich wieder auf die Ladefläche und wir düsten zurück zur Koppel. Für das Wörste Käise Zenario, welches bedeutet hätte das komplette Bett auseinander zu bauen waren wir also gerüstet. Ich kroch unter unseren herzkranken Bongo und verfolgte das Kabel vom Anlasser zurück und tatsächlich fanden wir die Batterie hinter dem Fahrersitz unter einer solide ausschauenden Abdeckung versteckt. Wellie zückte sein Powerbank, verband die Überbrückungskabel mit seinem Powerbank und drehte den Zündschlüssel um. Bruummm, Brummmmm. Soeben hat ein Powerbank ein Auto gestartet:D Eine sinnvolle Anschaffung für Deutschland. Überglücklich nicht das gesamte Bett demontieren zu müssen, donnerten wir zurück, luden Elias ein und fuhren los zum Wasserfall. Dort angekommen lernten wir in eine Decke gehüllt und wie ein Medizinmann ausschauend Nathan kennen, einen sehr guten Freund der Familie. Seine weißen langen Haare sowie sein gleichfarbiger Bart ließen ihn viel älter als 40 aussehen:D. Er war gerade dabei ein wärmendes Feuerchen zu entfachen. Wir folgten Wellie rauf auf den Wasserfall uns hatten einen lustigen Nachmittag am Wasserfall. Mit Nathan kamen wir auch schnell ins Gespräch. Wie wir dort so entspannt saßen und ich mich fühlte wie bei den Zigeunern, fragte Wellie ob wir nicht die Nacht bei ihnen bleiben und ggf. ein paar Tage mehr anhängen wollten. Mit der Zeit im Nacken nahmen wir das Übernachtungsangebot gerne an und fuhren zum Sonnenuntergang zur Farm zurück.

Kanninchen sind in der Mache;)
Und noch mehr fühlen wir uns, wie bei den Gipsys

Auf der Rückfahrt hatten wir zum ersten mal die Möglichkeit alle neue Eindrücke für uns selbst und dann auch gemeinsam zu verarbeiten. Noch nie waren wir mit so einer Umgebung, mit diesen Denkweisen und Überzeugungen konfrontiert worden. Die 40 Minuten vergingen wie im Flug! Bei Peter angekommen fanden wir ihn und Elias auf der Couch beim durchschauen alter Photos auf dem Röhren-TV. Später kamen Nathan und Wellie dazu und wir hörten den restlichen Abend den Geschichten hinter den Photos zu. Alles dreht sich bei den Kerenas um Pferde, das Leben in und mit der Natur und nur so viel zu nehmen, wie wie tatsächlich brauchen. So auch beim Jagen auf ihren Trips. Ohne Gewehr ging es nicht auf mehrtägige Touren, denn ein frischer Bock am Lagerfeuer gehört einfach dazu. Wie wir dort so saßen, den Blick durch den Raum schweifen und den Tag revue passieren ließen, realisierte ich, und wie Kathi mir später erzählte auch sie, dass es nicht viele materielle Dinge braucht um glücklich zu sein. In Deutschland würde niemand dieses Haus betreten oder mit Peter in Kontakt treten, weil er sich schon mit seinen getragenen Cowboystiefeln, einer vom Reiten getragenen Jeans, einem ausgeblichenen Hemd und Hosenträgern von der Gesellschaft abhebt. Aber genau diese Vorurteile beschränken doch unser Denken auf das, was wir bereits kennen. Warum sucht man nicht genau mit diesen Menschen den Kontakt, um einfach neue Denkanstöße zu erhalten. Es heißt nicht, dass man zu 100% kopieren sollte. Interessanter weise so erzählte Peter hat er mit diesen Vorurteilen über „Zigeuner“ zu tun und verabscheut die Kategorisierung von Menschen. Zugleich aber hat er Kathi und mich so eingeschätzt, dass wir mitten in der Konsumwelt stecken, einfach mit dem Lauf der Zeit gehen und keine eigene Weltphilosophie haben. So warf er uns des Öfteren ein paar fiese Sprüche und Vorurteile an den Kopf, die er vielleicht nicht so meinte, jedoch vielmehr testen wollte, wie wir so ticken. Die anfängliche Abwägung überhaupt nach Hastings zu fahren und 100$ für den Trip hinzublättern stellt sich retrospektiv als lächerlich heraus. Seit diesem Tag vergeht kein Tag mehr, an dem wir nicht über Peter und seine Lebensweise diskutieren. Auch, wenn wir nicht alle Ansichten mit ihm Teilen, so hat uns dieser Besuch viel für die Zukunft mitgegeben.

01.12.2017 Aufbruch nach Napier

Geschrieben in Snells Beach

Taupo empfing uns am nächsten morgen bei meinem Toilettengang mit einem wunderschönen Ausblick bis zum Schicksalsberg, den wir in den letzten 4 Tagen aus nächster Nähe hatten beobachten dürfen.

Der Vulkan am Horizont

Ohne die richtigen Zutaten für unser Frühstück kann der Tag ja nicht gut starten. Daher sprangen wir nachdem die Spuren der Nacht beseitigt worden waren auf unsere Fahrersitze und fuhren zu Pak ´n‘ Save. Auf dem Weg hielten wir noch einmal bei unserem Schlüsselmacher, dessen Kopie von unserem Autoschlüssel von vor 5 Tagen nicht passte. Nach kurzem Nachbessern fluppte er ohne Probleme ins Zündschloss und wir konnten unseren Einkauf fortsetzen. Irgendwo auf dem Weg nach Taupo pausierten wir für unser Frühstück. In Napier schlenderten wir durch die Stadt im 20er Jahre Stil, wenn auch nur ein paar Einkaufsläden an der Hauptstraße im besagten Stil errichtet worden waren. So richtig viel hatte die Innenstadt nicht zu bieten, der Campground am Wasser ebenfalls nicht. Ohne Schatten werden die Vans wenn die Fenster geöffnet bleiben zu Umluftöfen und die Dr. Oetker Pepperoni Pizza hätte tatsächlich knusprig gegessen werden können. Während wir dort so saßen parkte ein roter Kombi neben uns, ein Hund sprang heraus und begrüßte uns mit wedelndem Schwanz. Wir kamen mit seinem Besitzer ins Gespräch und plauderten ein wenig mit ihm. Er erklärte uns, dass er regelmäßig hier vorbeischaut, um Camper in seinem Garten übernachten zu lassen, weil die Stadt die Campingmöglichkeiten auf diesem Parkplatz aufgrund von zu hohem Andrang und wahrscheinlich auch Dreck, drastisch reduziert hat. Er könne es nicht verstehen, wieso man Campern nicht mehr Möglichkeiten böte, aber wir haben leider auch die gesehen, die ihren Müll zurücklassen. Und das ist noch das geringste Übel…Bei Tee vom Morgen berieten wir uns über die folgenden Pläne. Napier, gelegen in der schönen Hawkes Bay, ist nicht weit von Peter Kerenas Pferdeimperium entfernt. Peters Sohn Wellie war damals des öfteren in die Copenhagen Bakery gekommen, um mit Kathi ein nettes Schwätzchen zu halten und sie im Anschluss auch zu sich nach Hause einzuladen. Ein sehr sympatischer Kerl, dieser Wellie:D. Wir wägten ab, ob es sich lohnt für einen Westernritt durch die Berge 40 Minuten zu fahren, ggf. noch Geld zu zahlen, wo wir doch auch in Deutschland reiten gehen könnten. Letzt endlich schickten wir eine kurze Nachricht, ohne wirklich mit einer Antwort zu rechnen. Aber er schrieb zurück und so klärten wir noch ein paar Rahmenbedingungen, eigentlich nur den Preis (100$/Nase), ab:D. Geilo, Westernreiten in Neuseeland.

Voller Vorfreude auf den morgigen Tag bereiten wir uns Spaghetti Bolognese vor. Nur hatten wir irgendwie vergessen passierte Tomaten zu kaufen. Unser deutscher Nachbar konnte uns netterweise mit einer Dose aushelfen und als Dankeschön luden wir die beiden Norddeutschen gleichaltrigen Reisenden auf ein Stück Schokolade ein. Schweren Herzens legte Kathi die Tafel auf den Tisch, aber die beiden wollten überhaupt kein Stück:D Welch ein Glück. Smalltalk war relativ schnell hinter uns gebracht, stattdessen drifteten wir, besser gesagt sie, Kathi und ich in das Thema Kindergartenerziehung ab und das schien ihr nicht so richtig zu passen, weil wir nicht die gleichen oder dieselben Ansichten zu teilen schienen. Er war bei dem Thema ganz raus bzw. sagte „Du machst das schon“. Obwohl wir mehrmals betont hatten, sie nicht persönlich angreifen zu wollen, schien sie die Diskussion doch an sich ran kommen zu lassen. Wir wechselten das Thema und ließen den Abend gemütlich ausklingen.

30.11.2017 Mir fällt keine passende Überschrift ein 😊

Geschrieben in Snells Beach

Am nächsten morgen rödelten die Meisten schon wieder gegen 5 Uhr durch die Gegend und das obwohl Doug in seiner abendlichen Ansprache am Vortag extra an die Frühaufsteher appelliert hat, die Geräuschkulisse vor 7 Uhr auf ein Minimum zu beschränken. Manche sind sich wirklich immer die Nächsten und scheren sich überhaupt nicht um ihre Mitreisenden. Gemeinsam mit Reis, Cathy, Julian, Tim und einem niederländischen Päärchen frühstückten wir, packten im Anschluss unser Hab und Gut zusammen und brachten zur letzten Etappe nach Whakapapa Village auf.

Ein kurzer Abstecher in die Vergangenheit

Eine alte Unterkunft von 19 Hundert

Kurz vor dem Erreichen des Whakapapa Villages passiert jeder Tramper die in der Region bekannten Wasserfälle. Einige Touristen plantschen dort unten herum, aber uns war es dort viel zu voll. Statt also unten am Wasserfall ein Bad zu nehmen, legten wir unsere Rucksäcke und Klamotten oberhalb am Flusslauf auf eine Steingruppe und sprangen kurzerhand dort in die Fluten. Man, war das kalt, ey! Es gab sogar einen Miniwasserfall, unter den wir alle schwimmen konnten. Kaum waren wir aus dem Wasser hinausgekrochen, fing es plötzlich an zu Regnen und so wurden wir in der letzten halben Stunde noch einmal schön nass.

Auf den letzten Metern trafen wir noch traditionell Idan, verabschiedeten uns wünschten im noch eine gute Zeit in NZ. Auch ihn luden wir nach Deutschland ein und umgekehrt. Nachdem wir unsere Rucksäcke gegen frische Klamotten getauscht hatten, schlichen wir uns auf Empfehlung von den beiden Ganoven Julian und Tim auf deren Campingplatz und kochten dort gemeinsam Chili sin Carne. Die beiden hatten sich die letzten Tage auf dem Hut und zwischendurch nur von Pasta mit Pesto ernährt und auch sonst ist das ihre Hauptmahlzeit auf Reisen. Da Kathi und ich eh gekocht hätten, haben wir unsere Sparfüchse zum Essen eingeladen und Julian spendierte zum Essen eine Runde kühles Bundaberg Ginger Beer. Danke dafür.

Curry und lecker Ginger-Beer gab’s als Stärkung:D

Mit gefüllten Bäuchen nutzen Kathi und ich die Gunst der Stunde für eine heiße Dusche und fühlten uns mit frischen Unterhosen wie neu geboren, denn eine für 4 Tage wandern muss reichen:D. Wir verabschiedeten uns, wünschten Gute Reise und krochen leise und still wie wir gekommen waren durch die Büsche zurück auf unseren Parkplatz. Im Bongo hingen wir die nassen Sachen zum Trocknen auf. Besonders zart und angenehm war der Rosenduft der Socken, Schuhe und Funktionswäsche…gerne denke ich daran zurück.

Der Zündschlüssel steckte und auch nach 4 Tagen Ruhepause war Bongo wieder ohne Murren aus seinem Winterschlaf erwacht. Unser Ziel für die Nacht war der schöne Campingplatz in Taupo, auf dem wir zuvor schon ein paar Tage genächtigt hatten. Fazit: Die gesamte 4-tägige Tour war jeden Cent wert und wie immer steht und fällt eine Reise mit den Bekanntschaften, die man schließt und die gemeinsam erlebten und geteilten Ereignisse. Auch, wenn man mit seinen Hüttenbewohnern nicht die gesamte Strecke gelaufen ist, entwickelt man sich im Hut zu einer harmonischen Gruppe und das macht diese 4 Tage unvergesslich.

 

Ach ja, unsere Doppelabbuchung-Problematik hatte sich in den 3 Tagen natürlich nicht geklärt. So schleppten wir das Problem weiter mit uns…

29.11.2017 The German Fellowship

Geschrieben in Whangarei

Den dritten Tag, wir verließen mit Reece und Kathy als Letztes den Hut, teilten wir nette Wandergesellschaft mit Lukas, ach mist, Julian 😀 und Tim. Wie jeden Tag trafen wir unsere bekannten Verdächtigen und hatten schöne Gespräche besonders mit den 5 Schwestern (ich glaube so heißt auch ein Roman:D) und mit Reece und Kathy, die das frühe Aufstehen auch für unnötige Folter hielten. Sehr sympathisch. Auch am Abend zuvor haben wir mit den beiden Australiern, die zu Hochzeitsbesuch hier in Neusseland waren, den Abend verbracht.

Der letzte Hut, so hatte uns der Rastafarie-Warden vom Otuere Hut schon vorgewarnt, war das 5 Sterne Hotel auf dem Northern Circuit Walkway. Wir hatten uns schon ein bisschen über die geringe Gegenleistung für 35$/Nacht geärgert, denn in den beiden Huts zuvor war nie ausreichend Platz in der Küche und mit allen zusammen sitzen konnte man schon gar nicht. Manche waren immer draußen, weil es einfach zu eng war. Als wir aber dann im Waihohonu Hut eintrudelten, standen uns die Münder offen. Hinter großen Glasfenstern sahen wir die übrigen Hüttenbewohner mit Büchern liegen und die Größe des Huts war im Vergleich zu den vorherigen Hütten määächtig. Klar, erste Amtshandlung für uns: Betten klarmachen. Mit der nicht blonden und aber doch vollbusigen Schwedin und einer nicht englischsprechenden Asiatin teilten wir uns ein 4er Zimmer, angebunden an einen von zwei großen Schlafsäälen für 20 Personen. Doug, der Warden in diesem Hut, erinnerte uns von der Statur an einen zu groß geratenen Zwerg vom Stamm der Rotbärte, denn er war stämmig gebaut und hatte längere Kraushaare und, klar, einen Bart. Um jedem müden Tramper auch die Chance auf eine erholsame Nacht zu ermöglichen hatte Doug die den Hut in einen Schnarch- und einen Nicht-Schnarch-Schlafraum eingeteilt. Klar, dass die 4 Schwestern der Jüngsten keine Wahl gelassen haben:D.

Der Wohnbreich, Lobby, Küche und Casino zugleich

Julian und Tim entschieden sich ihre Zelte erst nach einem Bad im 10 Grad warmen Fluss aufzubauen. Doug empfahl uns eine seichte Stelle im Flussbett zum Schwimmen. Mit lautem Gewinsel plantschten wir für maximal 60 Sekunden im Flussbett und Reece und Kathy kamen lachend um die Ecke, auch bereit für die kühle Erfrischung. Wie sich herausstellen sollte waren wir aber nicht im 10 Grad warmen, sondern im 2 Grad kalten Fluss schwimmen. Reece war am Abend noch zu dem anderen See gewandert und hatte auch dort ein Bad genommen. Nach Rücksprache mit Doug dem alten Schlawiner stellte sich heraus, dass er sich mit den Wassertemperaturen vertan hatte… welch ein Zufall:D. Danke, Doug.

Den Abend verbrachten wir wieder bei netten Gesprächen und Spielen mit den üblichen Verdächtigen. Einen Neuzugang hatten wir an diesem Tag jedoch bekommen. Ein zu Beginn sehr ruhiger und zu gleich lustiger Franzose und seine sehr extrovertierte Begleitung – nicht Partnerin – schliefen auch in diesem Hut. Sie war eine typische Reisende, die nur von Hostel zu Hostel mit einem Bus reist und genau aus diesem Grund bekommt ihr Englisch die typische Reisenote eines Hostelbackbackers. Es hört sich ungefähr so an: You know, well, it’s like, you know, kind a like…I don’t know, you know, but it’s you know kind a like…whatever and stuff. Wer sich das wirklich lustige Hostelenglisch mal ganz genau und in aller Perfektion anhören will, der sollte sich den Dialog zwischen einer 22-jährigen Hostel-Reisenden, dem Kleinkünstler und Autor Mark-Uwe und dem kommuistischen Känguru (3. Teil, CD 4, Track 6, 3:00 Minuten) der Känguru Chroniken im Hostel anhören. Jeder, der auch nur einmal in einem Hostel abgestiegen ist, weiß wovon ich rede:D L.O.H.E.N.S.W.E.R.T – das gesamte Hörbuch. Whatever…

Ein neues und sehr interessantes Spiel für größere Gruppen aus Israel (Ben zeigte es uns) wurde bis zur Nachtruhe zum Stimmungsmacher. Auf israelisch heißt es „Schalachschschschschooschsch“. Auf deutsch: Das Stein-Spiel:D. Sehr, sehr amüsant. Reece und Kathy luden uns kurzerhand noch in ihr zu Hause nach Melbourne ein, als sie sich nach unseren weiteren Reiseplänen erkundigten. Unsere Unterkunft in Melbourne während der Australian Open ist also gesichert. Müde gingen wir gegen 9 Uhr in die waagerechte und halfen noch den wenigen Flüchtigen aus dem Schnarch-Raum ihr Nachtlager im Aufenthaltsraum auf Matratzen aufzubauen. Dann mal gute Nacht.

28.11.2017 Zwei von 3000

Geschrieben in Whangarei

Relativ spät, um 5:24 Uhr gab es die abgezählte Ration Haferflocken zum Frühstück.

Haferflocken geben Kraft und machen satt

Im Vergleich zu manch anderen Trampern waren wir schon spät dran, denn dieser zweite Tag ist der meistgelaufene Trampingtrack der Welt: Das Tongariro Crossing. Am Tag laufen bis zu 3000 Touristen, die mit Bussen angefahren werden, den nicht nur sanft ansteigenden Vulkan hinauf. Wollte man also ungestört die Landschaft genießen, musste man um 6 Uhr schon in den Startlöchern stehen. Der Spruch: „Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber die faule Katze fängt den Vogel“ bringt unsere Einstellung an diesem morgen auf den Punkt.

Ein letztes Photo vor dem Hut und um 6 Uhr stiefelten wir los. Julian und Tim hatten ihre Zelte schon abgebaut und waren schon gegen 5 Uhr aufgebrochen.

Bereit, Mordor zu durchstreifen       

Keine 11 Minuten später fanden wir uns hier wieder:

Bitte einreihen und halten sich an der Hand Ihres Nachbarn fest

 

Die Busse waren nicht zu früh, sondern wir waren zu spät:D So ging es gerade die ersten Stunden gemeinsam mit den Tagesfliegen durch die Landschaft. Es war aber nur halb so schlimm, da sich die Massen am leichten Teil des Tracks noch knubbelten, aber an steileren Stücken aufteilten. Die Tagesfliegen legen an diesem einen Tag stolze 22km über schroffe Felslandschaft zurück, während die Mehrtageswanderer nur 12km zu unserem Nachlager hinter uns bringen müssen. Und 22km kann man mit dieser Ausrüstung ja ohne Probleme meistern:D

Um 8:30 Uhr schauten wir dann super glücklich über den Red Crater (Roten Krater) und sein intensives, dunkles rot machte die gesamte Szene mit aufsteigendem heißen Dampf zum perfekten Drehort für Herr der Ringe. Der Käse und die Sesamcracker erinnerten ebenfalls ein wenig an das endliche Proviant von Frodo und Sam, nur schmeckte unseres bestimmt besser:D

Unser Rastplatz lag direkt am roten Krater
Bei Knäckebrot, Salami und Käse

Auf dem gesamten Weg trafen wir immer wieder auf unsere Mitreisenden auf dem Northern Circuit und wir stoppten des Öfteren für ein kleines Schwätzchen. Gemeinsam mit Reece und Kathy erklommen wir den höchsten Punkt des Crossings: 18xy m. Die tatsächlich durchbrechende Sonne tauchte die türkis-grün schimmernden Emerald Lakes, die graue Vulkanlandschaft und die skurrilsten Steinformationen in ganz besonderes Licht. Kathi war hin und weg von den Seen, während ich von der schroffen Landschaft und er schier unendlichen Ödlandschaft angetan war.

Kathis geliebte Emerald Lakes

Während und am Ende des Abstiegs waren wir endgültig in Mordor angekommen. Die gesamte Umgebung des Schicksalsbergs sowie die Welt Saurons im Film hätten hier ohne das Zutun von Special Effects gedreht werden können. Beeindruckend.

 

Ich wusste doch, dass uns jemand verfolgt.

Nach 5h auf und ab bogen wir um eine Felsformation und waren froh den zweiten Hut erreicht zu haben.

Verstecken is‘ nicht drin: Den Hut haben wir gut gefunden

Erstaunlicher Weise waren wir die 4, obwohl die deutschen Jungs am Morgen viel eher losgestiefelt sind als wir. Vielleicht wurden sie von ein paar stinkenden Orks aufgelesen😉. Schlafplätze wurden in einem von zwei kleinen 6er Schlafräumen gesichert, denn im großen Gruppenraum, der zugleich auch Küche und Aufenthaltsraum war, kann man in der Nacht bestimmt kein Auge zu tun. In der Nacht zuvor hatten schon nicht wenige Schnarchnasen so manch‘ unruhigen Schlaf gesorgt. Die jüngste der 5 Schwestern wurde dafür hart getadelt und hatte ihren Ruf bereits in der ersten Nacht weg.

5er Schlaftzimmer mit Reis und Cathy

Wieder geht’s ans Lüften im Gemeinschaftsraum und zugleich KüchePünktlich zum einsetzenden Platzregen kam die süddeutsche Wanderfraktion am Otuere Hut an. Sie waren noch auf den Schicksalsberg, also den eigentlichen Vulkan aufgestiegen und hatten sogar freie Sicht von dort oben😉.

Idan, 33, aus Israel spendiert Kaffee. Zu starken Kaffee:D
Lecker, aber nicht ausreichend. Kahti war einfach zu hungrig

Guuute Nacht

27.11.2017 Northern Circuit Tag 1

Geschrieben in Whangarei

Nach 7 Tagen knalligem Sonnenschein verließen wir bei leichtem Nieselregen und einer dichten Wolkendecke die Oruatua Campsite in Richtung Whakapa Village. Die gesamte Fahrt über schwächte der Regen nicht ab, im Gegenteil. Je tiefer wir in die Berge fuhren, desto nasser und diesiger wurde es. Nachdem wir im hiesigen DOC Centre Wetterlage und sonstige potentielle Gefahren gecheckt hatten, händigte uns der nette Maori die Tickets für die 3 Huts aus. Seiner Supervisorin versuchte Kathi mit Händen und Füßen und vieeeel Geduld die Doppelabbuchung für den Welcome Flat Hut von vor 4 Wochen zu erläutern, denn das doch sehr seltene Ereignis einer Doppelabbuchung von Seiten des DOCs ist natürlich eingetreten. Und wie uns die Supervisorin erzählte kommt es ganz und gar nicht selten vor. Erst gestern hatte sie einen ähnlichen Fall auf dem Schreibtisch. Sie versicherte uns bei unserer Rückkehr am 30.11. mehr Informationen zu unserem Fall herausgefunden zu haben. Wenn Du das sagst:D

An unserem Auto trafen wir einen weiteren Wanderer, südländischer Typ. Er ist auch auf dem Weg zum Northern Circuit und wir wünschten uns einen guten und hoffentlich trockenen Tagesstart. Am Trackeingang schossen wir noch schnell ein Photo bevor wir uns dann entgültig in die öde, verhangene Buschlandschaft machten. Mit jedem Schritt den wir zurücklegten streiften unsere Hosen an dem zum Teil hüfthohen, klitsch nassen Gras entlang und es dauerte nicht lange, bis Kathis Sportleggings das Wasser in ihre Schuhe geleitet hatte. Meine Hose lag über den Schuhen, so konnte das Wasser nicht in die Schuhe. Noch nicht. Nachdem sich die Wolken dann für den restlichen Track bis zum Hut, also ca. 2h wiederholt über uns ergossen hatten und wir bis auf die Unterbuchse nass waren, hätten wir auch noch den ganzen Tag laufen können. Nass waren wir jetzt eh.

Vielseitige Natur sieht anders aus:D

Ein absehbares Ende ist erkennbar

Die gesuchte Karte von Bilbo Beutlin

Den Mangatepopo Hut sahen wir unter der Wolkendecke auf einem kleinen Hügel und waren froh die nassen Sachen endlich ausziehen zu können. Kurz vor Eintreffen fragte ich eine uns entgegenkommende Tramperin noch nach einer Schmerztablette für mein komischerweise schmerzendes rechtes Knie. Zu meinem Glück war sie auf dem Heimweg und konnte eine Pille abdrücken.

Die Sachen sind zwar nass, aber nicht weil sie aus der Waschmaschine kommen
Und von diesen Schuhen eignet sich keiner als Duftbaum für’s Auto

Wir bezogen unsere Etagenbetten in dem supervollen Hut, mitten im Zimmer, das bereits, wie sich über die Tage noch herausstellen sollte, von 5 Schwestern bezogen worden war. In diesen Raum fanden 16 Personen Platz für die Nacht. 16 Rucksäcke und 16 Paar leicht schwitzige Füße. Es war, auch wenn man sich nicht kannte, eine lockere Atmosphäre und die Wein trinkenden Damen, die haben tatsächlich Wein für jeden Abend eingeplant:D, waren super offen und gesprächig. Während sich die Damen in Deutschland lieber in den Zug setzten, ihren Piccolo und Pfläumchen mit dessen Deckel auf der eigenen Nase die Kehle runterschütten, verbrennen die Damen hier wenigstens noch ein Paar Kalorien und sorgen für ausgelassene, jedoch nicht nervige Stimmung:D. Da noch mehr Personen in dem zweiten Zimmer waren und die Camper bei dem nassen Wetter nur so wenig Zeit wie nötig in ihrem Zelt verbringen wollten tummelten sich zur Abendbrotzeit ca. 30 hungirge Wanderer in dem Hut und suchten nach Sitzmöglichkeiten. Wir hatten an einem Tisch Platz gefunden, an dem zwei Jungs vor Kopf saßen und abwechselnd auf ihrem Handy Schachfiguren verrückten. Die haben ja Spaß dachte ich mir, aber nach kurzer Zeit, man schweigt sich am selben Tisch ja nicht an, quatschen wir mit Julian und Tim den ganzen Abend über und hatten richtig Spaß. Die beiden haben exakt den selben Humor und Julian sieht exakt so aus wie unser Kommilitone Lukas Breul:D. Als wir ihm erzählten an wen er uns erinnerte, platzen Kathi und ich zeitgleich hervor und wir alle mussten herzlich lachen. Leider hatten wir kein Bild von Lukas parat, aber wir schossen eins mit Julian.

Julian oder Lukas? Zu Beginn waren wir uns nicht sicher…

Mittlerweile waren auch 2 der 5 Schwestern an unseren Tisch gestoßen, da die Stimmung am Nebentisch sehr gedämpft zu sein schien und die Niederländer und Belgier eher nichts mit den übrigen Reisenden und/oder unserem Tisch zu tun haben wollten. Es war ein buntes Trüppchen, gemischt aus zwei Israelis Ben und Idan (Idan hatten wir bereits im Whakapapa Village am Auto getroffen), Kathy und Reece aus Melbourne, und wie gesagt aus den 5 Schwestern, von denen 3 in Australien und 2 in NZ wohnen. Zum Abendbrot gab es Carbonara Cheese Pasta.

 

Gesprächsthema Nummer 1 an diesem Abend war die Leichtsinnigkeit mancher Tagestouristen, die, wenn überhaupt mit einem kleinen Rucksack ausgestattet, auf die Idee kommen, bei diesem Wetter die nicht ohne Grund angelegten Wege verlassen und auf eigene Faust über die Hügel streifen. Jaime, der Warden von unserem Hut, verbachte nämlich 3 Stunden bei strömendem Regen damit, ein verirrtes Päärchen in den Bergen zu suchen, die den markierten Weg verlassen hatten und auf eigene Faust Frodo und Sam nachahmen wollten. Nur ist der Regen, die Kälte, der Wind und die schlechte Sicht hier Realität und kein Special Effect von Peter Jackson. Als der 20 Jährige dann nicht vom Ranger, sondern von Reece, der Jaime ein wenig unter die Arme gegriffen hatte, orientierungslos im Busch aufgelesen wurde, nicht mal Proviant für seinen Tagesmarsch eingepackt hatte, fielen wir vom Glauben ab. Legolas und Aragorn mögen am Tagesende am Filmset feinste Schnittchen mit Lachs und Co. erhalten haben, aber das hier ist kein Fantasyroman. Hier muss jeder Tramper sein Tagesproviant selber schleppen. Seine Freundin war unterdessen wieder am Bus angekommen. Kollege Leichtsinn musste also noch die 2h Stunden zum Bus zurücklaufen und wollte nicht ein bisschen angebotenes Proviant zur Stärkung mitnehmen. Wir alle fragten uns, wieso man um alles in der Welt bei diesen widrigen Bedingungen den extra markierten Weg verlassen muss…Naja. Unser Freund hat Glück gehabt😉

26.11.2017 31kg Marschgepäck

Geschrieben in Matapouri

Für den morgigen großen Tag, der Beginn unserer Durchquerung vor Mordor, mussten wir noch unsere Rucksäcke mit Lembers Brot und Campingutensilien packen. Unsere Rucksäcke kramten wir unter unserem Bett hervor und legten das gesamte Proviant für die 4 Tages Tour auf der Wiese aus. Wir ließen uns viel Zeit und hatten richtig Spaß unsere Rucksäcke zu packen. Diesmal ohne die lästigen Sandflies. Mit 18kg für mich und 13kg für Kathi sollte es also am nächsten Tag gegen Mittag zu m Tongariro Northern Circuit gehen. Light Weight, Baby – Kann kommen! Jede Mahlzeit war genaustens geplant, die Haferflocken für die Morgende abgezählt und die Schokolade auf’s strengste rationiert. Den restlichen Tag verbrachten wir noch mit einem Kurztrip zu den nahegelegenen Hukafalls und fuhren im Anschluss noch für 40 Minuten am Ostufer des Sees entlang zu unserem Schlafplatz.

Ein kurzer Abstecher zu den Hukafalls in Taupo.

Schlafplatz südlich am Lake Taupo

Sicher unter dem Baum;)