19.10.2017 Eine Fahrt in das Paradies Milford Sound

Geschrieben in Lake Hawea

Petrus‘ Stimmung schien an diesem Morgen wieder exzellent zu sein, denn der Himmel war wolkenlos und strahlend blau. Beste Voraussetzungen für eine Paddel-Expedition auf dem Lake Manapouri. Wir fuhren die 10km wieder in das Dörfchen hinein und präparierten unsere Boote. Der PU-Schaum, der mit dem Styropor die Auftriebskörper bildet, klaut dem Sitz sowie der Lehne den Platz für optimalen Sitz. Kurzerhand schnitten wir ihn passgenau aus und alles saß am rechten Platz. Die ersten Schwimmversuche nach dem Kanu-Upgrade liefen ohne Komplikationen ab, also stiegen wir zuversichtlich in unsere Neos gepresst in die wackeligen Gefährten. Ich warte jedes Mal beim Einsteigen auf den Moment, dass ich einfach über das Boot hinausfalle. Es ist einfach so mega wackelig. Sobald die Pobacken richtig platziert sind, gestaltet sich das Paddeln als entspannt. Auf Empfehlung vom Infocentre paddelten Kathi und ich in einen Flussarm, der sich aber nach 20 Minuten als ziemlich langweilig entpuppte. Wir hatten die starke Vermutung vom Infocentre bewusst hier hin geschickt worden zu sein, um auf dem See nicht in die Linsen der Asiaten zu paddeln:D. Ruder hart steuerbord machten wir kehrt, paddelten die 20 Minuten wieder zurück, vorbei an bunten Enten und durch kamikazeähnliche Landeanflüge von anderen Wasservögeln. Kurz vor dem offenen See legten wir eine kleine Pause an einem Mini-Strand ein, da unsere Arme doch schneller den Geist aufgaben als erwartet.  Doch auch diesen schönen Strand haben die Sandflies für sich entdeckt und erinnern uns immer wieder daran, nicht all zu langen Pause zu machen. Mistviecher! Laut Maori-Legende haben Götter die Fliegen auf die Insel geschickt, um die Menschen von den wundervollen Orten der Natur fernzuhalten. Bei uns klappt’s.

Eine kurze Verschnaufspause

Nach dem kurzen Erkundungstrip auf den See hinaus trieben wir mit der Strömung noch entspannter als zuvor in Richtung Bootsrampe zurück. Seltsamer Weise legte ich plötzlich mit jedem Paddelschlag weniger Meter zurück als zuvor, während Kathi lässig an mir vorbeizog. Ein Blick über die Schulter zum Heck verriet, dass dieses, anders als bei Booten üblich, unter der Wasseroberfläche schwamm. Irgendwo muss also ein Leck sein, aber hatten wir bei Rob und Kristie wirklich eins übersehen? Zu unserem bzw. meinem Glück dauerte die Rückkehr nur ein paar Minuten. Schon beim Anheben meines Bootes spürte ich die zusätzlichen Kilos im Heck. Die Schotts waren dicht, soviel steht schon einmal fest:D. Kathi holte Bongo und gemeinsam suchten wir nach dem Leck. Es stellte sich heraus, dass leicht oberhalb der Wasserlinie ein 30cm langer Riss ist, nur kann ich mich dran erinnern einen Eisberg gerammt zu haben. Wir stülpten das Kanu über, ich drückte auf den Riss und tatsächlich sprudelte mir das Wasser feucht fröhlich entgegen. Ein gutes Stück Tape und viel Spucke dichten den Riss in Zukunft sicherlich ab, ansonsten können Taucher bald ein neues Wrack erkunden.

Aufgeladen und fertig vertäut ging es weiter nach Te Anau, dem Startpunkt für den berühmt berüchtigten Kepler Track. Diesen 4 Tagestrip schenkten wir uns, suchten stattdessen für ein Photo von ganz besonderer Wichtigkeit eine Bib auf und kehrten Te Anau den Rücken. Die Strecke von Te Anau bis nach Milford Sound führt einem See entlang und bietet unzählige Haltestationen in der Natur für eine Rast. Normalerweise fährt man für die 100km ca. 1,5 – 2h. Normalerweise. Unser Bongo hat aber nun einmal keinen schwarzen Hengst auf der Motorhaube (okay, das hätte Kathi kompensieren können). Entspannt mit Seeed auf den Ohren und einem heißen Kaffee to go auf dem Mittelsitz tuckerten wir gen Norden. Der erste Stopp waren die Mirror Lakes; glasklare Seen mit spiegelnder Oberfläche.

 

Es war noch zu windig für eine spiegelglatte Oberfläche
Eine pfiffige Idee

Nächster Halt war ein DOC Campingplatz mit wunderschöner Aussicht über das Tal.

Ein kleiner Schnäck

Und weiter ging es, hinein in das Reich der Zwerge;)

Als wir wieder in unseren Bongo einstiegen und das Radio einschalteten dröhnte es durch unsere Box: „Ich war im Urlaub mit `ner Alditüte“. Wir hatten richtig Spaß und sangen lauthals mit, während die Berge im Hintergrund majestätisch in die Wolken stiegen.

Wie schon gesagt, unzählige Stopps auf nur 100km und so setzten wir beim nächsten braunen Schild mit weißer Aufschrift „The Chasm“ (die Schlucht) den Blinker. Ich habe gerade erst die Bedeutung von Chasm nachgeschaut und retrospektiv ergibt es voll Sinn:D. Wie auch immer, wir kamen dort an, packten wie immer unsere Wertsachen ein und zogen los. Schon von weitem hörten wir Wassermassen durch den Wald. Schon wieder ein Wasserfall? Ja, ein kleines bisschen, aber so einen hatten wir noch nie gesehen.

 

Über einige Millionen Jahre lang haben Steine mit dem Wasserstrom Löcher in die Felsen gerieben. Klar, kennen wir die abtragende Wirkung von Wasser und Stein, aber diese Löcher sind anders.

Auch auf dem Rückweg spähten Kathi und ich immer wieder in die Bäume auf der Suche nach einem grünen Vogel, dem Kea. Hier soll es eigentlich immer welche geben, nur heute sind sie anscheinend im Urlaub. Egal Karl.  Doch kurz vor dem einspurigen, ampelgesteuerten Tunnel, sahen wir einen von den grünen Bergpapagein in seinem natürlichen Lebensraum bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Auf dem Asphalt beim Fressen von asiatischen Spezialitäten. Trotz der unübersehbaren Hinweise das Füttern der Papageien zu unterlassen, werfen viele Touristen ein paar Kekskrümel o.ä. auf die Straße, um die seltenen Vögel ablichten zu können. Klar, dass die Keas sich jetzt dort aufhalten, wo Menschen sind. Der Kea hier hopste instinktiv zu meinem Beifahrerfenster (Ja, Kathi ist gefahren, weil wir ansonsten noch immer nicht in den Milford Sounds angekommen wären), mit der Hoffnung auf Frolic oder Pedigree. Doch es gab nur einen kalten Blick😊. Kathi war total aufgeregt und freute sich ungemein, einen Kea gesehen zu haben.

Doch unsere Bekanntschaft dauerte nur kurz, da die Ampel für die Tunnelzufahrt zum Weiterfahren aufforderte. Die Fahrt durch den Tunnel ist anders als durch die uns bekannten, gut ausgebauten Tunnel. Überall tropfte und/oder lief Wasser die Wände herab; das ließ nur im Entferntesten erahnen, was auf der anderen Seite auf uns warten soll.

 

Licht am Ende des Tunnels. Nach 1,2km fuhren wir in diesen Ausblick.

Da ich nicht am Steuer saß genoss ich die Aussicht. Wasserfälle, steil aufragende Felswände und noch mehr Wasserfälle, bei Regentagen sind mehrere Tausend (kein Scherz). Die Bergwelt war einfach atemberaubend.

Für die Nacht haben wir den für uns bisher teuersten Campingplatz gebucht. 30$/ Nase. Vor Ort gibt es aber keine Alternative und 40km zurückfahren zum nächsten DOC Platz für 10$ lohnt sich mit den Spritkosten auch nicht wirklich. Also holten wir uns beim Einchecken auch direkt ein paar Infos über die Touren in den Milfordsounds und entschieden uns nach langem Hin und Her (Machen wir’s, machen wir’s nicht) die Discover More Nature Cruise für 80$/ Nase zu buchen. Inbegriffen war die 2stündige Tour durch die Fjorde, eine Lunchtüte sowie eine 1h Führung in einem Unterwasserobservatorium. Wir sind ja schließlich nur einmal im Leben hier unten. Zufrieden eine Entscheidung getroffen zu haben, suchten wir unseren Stellplatz CP22 auf, checkten die Örtlichkeiten und waren baff. Es gab Couches, Waschmaschinen, gute Duschen und viele Kochmöglichkeiten. Man könnten sagen, es war gemütlich. Für 60 Takken kann man das auch erwarten😊. Aber in der Hochsaison möchte ich wirklich nicht Urlaub machen. Vom hörensagen muss es sehr voll sein.

Vor dem Abendbrot (es gab Kartoffelsuppe mit Speck und Würstchen) spazierten wir noch in Richtung City Centre.

Unser Campingplatz am Fuß einer Felswand
Ein kurzer Spaziergang am Fluss
Es musste einfach sein:)

Den Abend haben wir dann entspannt ausklingen lassen und uns nett mit einem Ossi unterhalten, der leider 50% seiner Reisezeit mit schlechtem Wetter zu kämpfen hatte.

 

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