23.07.2017 Ein Familienausflug in den Schnee

Geschrieben im Hausbus von Kristie und Rob

Am letzten Tag in Rangiora haben wir dann tatsächlich noch unsere aus Deutschland importierten Wanderschuhe von Hanwag bekommen. Nach den tollen Trips mit Dr. Sally und Dr. Paul mussten adäquate Treter her. Unsere erste Wanderung mit den Schuhen war zwar kurz, aber nicht weniger interessant. (Es ging nach Lyttleton, einer kleinen Stadt mit einem wichtigen Industriehafen). Bestens ausgestattet saßen wir ein paar Tage später mit Kristie, Rob, Moss und Fenn im Auto in Richtung Schnee. Wir konnten uns zwar nicht vorstellen, wo hier, außer man fährt auf den Berg, ausreichend Schnee zum Spielen sein soll. Das unglaubliche an Neuseeland ist, dass man nach einer Stunde Autofahrt in den Bergen sein, plötzlich im Winter Wonderland Schneemänner bauen kann und keine weitere 10 Minuten klettert man in Castle Hill in frühlingshafter Kulisse auf massiven Steinformationen herum.

Wie erwartet, hielt sich der Schnee in Grenzen, aber für die Kiddies war es ausreichend und sehr witzig. Die Fahrt hingegen gestaltete sich auf den letzten 10 Minuten als weniger witzig, denn nach einem kurzen Stopp an einem potentiellen Platz zum toben, hatte Fenn plötzlich keine Lust mehr auf die Weiterfahrt und fing an zu schreien. Nach 10 Minuten hatte sich die Lage beruhigt, aber anstatt ihn ohne Kommentar wieder in den Kindersitz zu setzen, sagte Kristie: „Hör mal, Fenn. Wir fahren nur noch 10 Minuten. Dann kannst spielen“ und das Theater ging von Vorne los. Alles läuft hier nach dem Motto: Wenn die Kinder nicht wollen, müssen sie auch nicht.

Fenn und sein neuer Freund
Rodelspaß mit Kathi
Es ist eindeutig, wer am meisten Spaß hatte 😀 Das Kind mit der roten Mütze
Olaf bekommt eine neue Freundin

Nach ein paar tollen Momenten im Schnee ging es weiter nach Castle Hill, nur 10km von Cass entfernt. Wir hatten Castle Hill auf unseren bisherigen Routen immer gemieden, weil die man vor lauter Asiaten die Felsen nicht sieht. Auch heute, müssen die Flüge über den Teich wieder sehr günstig gewesen sein. Fenn war so schlecht drauf, dass er seinen Stimmbändern sowie seinen Eltern während des gesamten Aufenthalts von ca. 2 h keine Pause gönnte.

Kathi und Kristie

Fenn und Kathi erkunden die lustigen Seiten einer Pfütze
Massive Felsen und der winzige Rob mit dem schreienden Fenn
Schön zu erkennen: die schräge Oberfläche der einzelnen Felsen
Ein sonniges Plätzchen

22.07.2017 Stimmung, wie beim Schach

Geschrieben im Hausbus von Kristie und Rob

Tickets für’s Rugby. Super-Rugby (eine spezielle Form von Rugby) Viertelfinale. Es spielten die Crusaders (Christchurch) gegen ??? (Die 3 Fragezeichen) aus dem Süden. Die Karten haben wir von Barry geschenkt bekommen, nachdem Bruce, ein Bahnkollege von Barrie, uns die Tickets besorgt hatte. Damals in Cass kamen ja des Öfteren mal Barries Bahnkollegen auf einen Kaffee und Tim Tams vorbei und wir kamen dort mit Bruce auf Rugby zu sprechen. Am nächsten Tag rief er uns an: „Tickets for youuuu, guys.“ Also ging es bei strömendem Regen zusammen mit dem Bärtigen zum Stadion. Das historische Stadion ist durch das schwere Erdbeben 2011 unbrauchbar zerstört worden und so spielen die Crusaders in einem provisorisch, in 100 Tagen aufgebauten Stadion. Bruce hat uns mit in die Mitgliederlounge genommen und so konnten wir uns vor Spielbeginn noch ein wenig aufwärmen.

Die Stars im Kreuzverhör

Dann ging es raus ins kühle Nass. Gut ausgerüstet mit Regenjacke und Wanderschuhen gingen wir ganz zivilisiert zum Stadion. Es flogen weder leere Bierflaschen, noch wurden gegnerische Fans auf’s übelste beleidigt und die Sicht mit Bengalo-Rauch getrübt. Wie langweilig:D. Wo ist die gute deutsche Fankultur. Nicht, dass wir regelmäßige Stadiongänger sind, aber auch im TV hört man die Fans und deren Gesänge. Und Bruce meinte noch, dass die Stimmung aufgrund des besonderen Spiels ungewöhnlich gut sei. Regulär muss es ja dann hier stimmungsmäßig zugehen wie bei einer spannenden Schachpartie. Die Ränge waren alles andere als üppig besetzt, zum einen wegen des Regens, zum anderen, weil von den gegnerischen Fans nur ein Bruchteil in Christchurch angekommen ist. Der Regen hat die letzten 4 Tage durchgehalten und, wenn man durch Christchurch fährt könnte man meinen mal sei bei einem Deichbruch in Holland. Straßen und Gärten stehen richtig unter Wasser. Schorsch hat sogar in einer Pfütze einen Aal gesehen:D. Zurück zum Rugby. Für Fans war die Anreise nach Christchurch also umständlicher als gedacht. Die Crusaders gewannen. Es war ein gelungener Abend.

16.07.2017 Kunst? – Das können wir auch!

Geschrieben im Hausbus von Kristie und Rob

Auf Empfehlung von Rob und Kristie, aber ganz besonders auf Empfehlung von Moss, ging es für uns, diesmal mit Schorsch zur Christchurch Art Gallery. Dort stellt Robs Schwester, Francis Upritchard, einige ihrer aktuellen Skulpturen vor. Sie ist in dieser Kunstszene sehr bekannt und stellt auch international aus. Somit muss die Ausstellung ja gut sein. „You will see a lot of penises. My favourite statue ist he yellow argcher (Bogenschütze) in his hands, but no arrow. But the penis points into the arrows direction.“ Erklärt uns Moss mit einem breiten Grinsen. Alles klar, das scheint eine Ausstellung auf unserem Niveau zu sein. Voller Erwartungen auf eine Vielzahl von Schwellkörpern enterten wir das Museum, aber eine Flut, sowie es uns erzählt wurden, fanden wir nicht vor. Vielmehr skurrile Gegenstände und Skulpturen.

Kunst? – Wo?
Sehe noch immer keine Kunst
Kette an Wand. Preis: 200.000$

Dem entsprechend zügig waren wir mit der Ausstellung durch, was nicht heißt, dass wir nicht eine menge Spaß „mit“ den Figuren hatten:D. Wer würde nicht…

Damit wir uns nicht als Kunstbanausen bezeichnen lassen müssen und es nicht heißt, wir hätten der Kunst keine Chance gegeben, schlenderten wir noch ein wenig weiter im Museum herum und trafen auf ein völlig vergessenes Gemälde. Richtig es heißt Gemälde, nicht Photo 😉.

Cass auf Leinwand

Dr. Sally und Dr. Paul sowie viele andere Kiwis haben immer von diesem Gemälde gesprochen. Tatsächlich wurde es vor ein paar Jahren zum Lieblingsgemälde der Kiwis gewählt. Ist ja auch ein schönes Bild!

Wir konnten uns kaum lösen von den Gemälden. So unglaublich faszinierend.
Kathi lässt es auf sich wirken
Seht ihr auch das Gesicht auf dem Gemälde?

 

Weiter ging es und je weiter wir in die Tiefen des Museums vordrangen, desto lustiger wurde es.

Ja, es ist ein kleiner Hut aus Vietnam
Wirklich? Lego? Kunst?
Thüringer trifft Donut

Wir hatten auf jeden Fall ein paar lustige Stunden. Der Brief mit dem neuen Namen für die Ausstellung „Ist das Kunst, oder kann das weg“ ist schon eingereicht.

14.07.2017 Pull Apart, Scones und One, single oder triple Shot

Geschrieben im Hausbus von Rob und Kristie

Nach zwei Tagen „Teilzeit Nanny“ sein, bekam Kathi eine Anfrage auf einer Website namens „Helping Hands“, einem Portal, auf dem Arbeitgeber potenzielle Arbeitskräfte für den Gastronomiebereich suchen und einstellen können. Kathi hat noch in Rangiora ein Profil angelegt und gar nicht mehr an diese Option gedacht, als die Chefin der „Kopenhagen Bakery“ eine nette Nachricht in den Postkorb schickte.  Auch, wenn die jetzige Chefin eigentlich eine Vollzeitkraft gesucht hat, hat Kathi nicht locker gelassen und ihr angeboten, für die kommenden 2-3 Monate zeitlich flexibel einsetzbar zu sein. Anscheinend war dies das ausschlaggebendes Argument, denn am Folgetag hatte sie schon ihr Interview (Vorstellungsgespräch) und einen Tag später sogar ihre erste Schicht. Mit schwarzer Uniform mit gelber Stickerei verwöhnt sie von nun an als „Front of House“ internationale Gäste mit leckeren Brötchen-, Kuchen- sowie Universalspezialitäten.

Wer möchte nicht von dieser Sahneschnitte bedient werden

Natürlich müssen die Schaumkronen von Kaffee, Latte und lakotsefreier, Sojamilch aus fairstem Anbau sowie von glücklichen Kühen optisch aufgefrischt werden. Wenn ihr also beim nächsten Kaffeebesuch ein Baumblatt auf dem Eurem Kaffee-/Latte-/Long Black-/Flat White oder Expressoschaum, ich betone EXpresso,  erkennt, wisst ihr, was Kathi auch noch macht😉.

Yummy:)

Und schwupp di wupp, steckt man wieder voll im Arbeitsleben:D. Ihr gefällt es aber ziemlich gut und ihre Arbeitskollegen sowie das Arbeitsklima sind wohl auch erste Sahne. Das Beste ist, dass Kathi Mengen an frischem Essen mit nach Hause nehmen darf und wir die Köstlichkeiten essen können. Neben verschiedensten Pies, Quiches und Brötchen, bringt sie auch oft Muffins, Schoko-Croissants und sehr gutes Brot mit. Die Copenhagen Bakery stellt alle ihre Produkte selbst her und arbeitet nach Europäischer Qualität und hat einen deutschen Bäcker:D.

Eines Morgens kam Kathi zur Arbeit und fand ihre Chefin bei der Endknotung frisch gewaschener Schürzen. Entknotung, weil die Hüftschnüre sich mit der Schürze und den anderen Schnüren verhäddern und einen soliden Knoten bilden. Wer noch ihren Papa kennt (er war Konditormeister), weiß genau, dass Maria 40 Jahre dafür sorgen musste, die Schnüre Schürzen auseinander zu friemeln 😀 (Hahaha Mama, Donna hat genauso geschimpft wie Du! 😉).

Mittlerweile ist Kathi eine richtige Vollzeitkraft und arbeitet 5 Tage in der Woche. So kommt jetzt wenigstens etwas Geld rein und danach kann die Reise weitergehen.  Bis dahin machen wir immer mal wieder Trips rund um Christchurch und erkunden NZ von dort aus. Ich liege in meinem mit senfbefleckten Unterhemd natürlich nur zu Hause rum und scheuche die Fliegen von den Essenresten.

Hier noch ein paar Eindrücke vonne Maloche:

Keine Sorge: ich habe probiert…
Schmeckt nicht!
Schmeckt auch nicht…
… und das Alles sowieso nicht…Ihr verpasst also nix 😀
Tachchen: v.h.n.v.: Brittany (Spears), Nas(ty), Amanda, Karina, Leonie
Sieht stark nach einer Kaffeemaschine aus

 

19.07.2017 Der Beginn

Geschrieben im Hausbus von Kristie und Rob

Die nächtlichen Toilettengänge waren bisweilen mehr kalt, als gemütlich. Und so starteten wir nur wenige Tage nach unserer Ankunft mit dem Bau des Toiletten- und Duschhäuschens im Vorgarten.

Eine solide Konstruktion hat noch nie geschadet
Unterdessen präpariert Kathi den Wohnwagen

Wir Spulen ein bisschen vor und…

…sind die Wände fertig…
… und der geölte Holzboden…
Rob hatte gut Lachen. Er musste ja auch nicht das Loch buddeln 😀
Nach langem Graben 130cm unter der Erde: Die Abwasserleitung, beschädigt vom Erdbeben. Es roch dementsprechend

Mittlerweile, es sind 4 Wochen ins Land gegangen, ist das Häuschen gestrichen und hat eine Dusche sowie Toilette.  Jetzt können wir endlich wieder 1x/Woche duschen ;).

 

12.07.-18.09.2017 The Earthquake City – Christchurch

Geschrieben im Hausbus von Rob und Kristie

Nach zwei arbeitsreichen Wochen bei John und Annette, zog es uns dann weiter, wenn auch nur für ein paar Kilometer. Zuvor durchstöberte Kathi wieder Abend für Abend die Helpx Homepage nach interessanten neuseeländische Familien. Und so trafen wir auf Rob und Kristie, die nach ein paar helfenden Händen und Piratenkumpanen für ihre Kinder suchten. Das ist mal eine vielversprechende Anzeige😉. Am letzten Tag vor unserer geplanten Abreise aus Rangiora fuhren wir für ein erstes Beschnuppern nach Christchurch und trafen uns dort mit Kristie und Rob in ihrem Haus, denn die besorgten Eltern wollen ihre neuen Piraten für die nächsten Wochen natürlich erst einmal kennen lernen, bevor diese eine Meuterei planen und die Kinder die Eltern über die Planke schicken. An dem Haus selbst wären wir beinahe vorbeigefahren, wenn wir nicht das kleine Piratenboot im Baum von der Internetseite wiedererkannt hätten. Das Erdbeben muss hier das Wasserlevel ganz schön angehoben haben.

Piraten, Piraten, Piraten mit ’nem Schiff, Piraten, mit ’ner Hakenhand und Narben im Geischt

Die beiden haben zwei Kinder, die bei unserem Eintreffen fleißig spielten: Moss (zu deutsch Moos :D), 6 Jahre alt und seinen kleinen Bruder Fenn (ausgesprochen wie: Finn), 2 Jahre alt, waren heute auf Landgang und sehr an einer Feuerschale mit brennendem Holz interessiert.

v.l.n.r.: Finn uind Moss schauen Pepper Pig

Also quatschen wir bei Tee aus unzerstörbaren Tontassen und Gebäck aus ökologischem Anbau, über die Kids, unsere Reise und unsere Aufgaben, sofern wir denn gegen Arbeit in ihrem Hausbus unterkommen werden. Mein erster Gedanke, als ich das Grundstück der kleinen Familie betrat: Mami, Du hättest sofort einen Rechnen in beide Hände genommen, Franzi und mir einen Eimer für’s Unkraut gegeben und Didä einen Besen in die Hand gedrückt:D. Alles lag herum und die Natur hatte definitiv die Überhand über den Garten gewonnen. Schnell stellten wir fest, wenn die Kinder erzählen, haben die Erwachsenen ihrer Gespräche einzustellen und zuzuhören. Alles dreht sich um die Kinder. Na klasse, hab‘ ich gedacht, als wir nach Rangiora zurückfuhren. Ich spiele ganz bestimmt nicht die Nanny und räume die im Garten und Haus verteilten Spielzeuge wieder ein. Kathi hingegen war positiver gestimmt und so beschlossen wir am nächsten Tag erneut bei Kristie und Rob aufzuschlagen und ein paar Wochen, mindestens bis zum 23.07. (Rugby Match) zu bleiben. Unsere Aufgaben für die nächsten Wochen werden kleine Renovierungsarbeiten im stillgelegten Hausbus, der Bau eines externen Bads, inkl. Toilette und Dusche für den Bus sowie das Aufbereiten eines zum Verkauf stehenden Wohnwagen sein. Dann mal los.

Unsere Unterkunft, bis der Haustruck fertig renoviert ist

 

27.06.-12.07.2017 Dudley, where’s your monkey?

Geschrieben in Christchurch im Housetruck von Kristie und Rob

Wie Du bestimmt schon bemerkt hast, liebes Tagebuch, hat uns der Schlendrian mal wieder richtig eingeholt und wir haben seit gut zwei Wochen, ach viel mehr schon:D, keinen Gedanken mehr an Dich verschwendet. Während Kathi gerade ihre erste Schicht in der Kopenhagen Bakery beendet (ja, sie hat wirklich einen Job gefunden😉), sitze ich im Housetruck und hab‘ Bock mal wieder ein paar Eindrücke festzuhalten. Also, auf geht’s…

Es liegt nun schon eine Weile zurück, aber nachdem wir Cassy und Barrie in Barrietown verlassen haben, ging es für uns weiter in Richtung Christchurch. Kathi hat wieder erstklassige Recherche geleistet und uns für die nächsten zwei Wochen in Fernside, Rangiora, untergebracht. Welche Aufgaben auf uns zukommen, können wir nur im groben aus der Stellenbeschreibung entnehmen, aber wir wussten, dass goodsdirect2you Güter aus China importiert und in Neuseeland weiterverkauft. Mehr aber auch nicht. John und Annette importieren allen möglichen Kram wie sich herausstellte. Von Hundespielzeug über jegliches Gartenarbeitsgerät und kleine Landmaschinen bis hin zu Gewächshäusern. Neben John und Annette leben desweiteren auch zwei Hunde namens Dudley und Chelsea, vier Katzen Ginger, George, Clay , Lucy sowie Tinki Winki mit seinem Bruder Po aus Regenbogenland auf der Kleintierfarm. Nein, natürlich leben keine Teletubbies auf der Farm, aber dafür noch Pistachio (zu deutsch Pistazie), das alte Alpacca, samt Harem.

V. li. n. re.: Katze George, Roxy, Dudley und Chelsea. Es fehlen Clay, Lucy und Alpakka, die alte Pistazie

Während unseres Aufenthaltes in Little China sahen unsere Tagesabläufe zu 99% wie folgt aus:

  1. Ab 8 Uhr: Frühstück im eiskalten Wohnraum. Als wir Lawrence in Golden Bay verlassen hatten sagte er uns, dass wir es in Neuseeland nur selten wieder so warm haben werden, wie in seinem Hippie-Haus. Was wir zu diesem Zeitpunkt nur von seinen Erzählungen wussten war, dass es hier üblich ist, Häuser aus Holz und wenn überhaupt nur mit dünner Isolierung zu bauen. Hinzu kommt, dass zumeist nur das Wohnzimmer geheizt wird und man das Gefühl bekommt in den übrigen Räumen unter freiem Himmel zu liegen. Nur, wenn man die Augen aufschlägt und die Zimmerdecke sieht, weiß man, dass man tatsächlich in einem Zimmer liegt. Naja, auf jeden Fall war es morgens so kalt, dass man seinen Atem im Haus, ich wiederhole, IM HAUS, gesehen hat.
  2. 8:05 Uhr: Chelsea und Dudley a.k.a. Dudles zur Toilette lassen. Stellt man sich einen großen Mann vor, der in seiner höchst möglichen Tonlage den Satz: „Chelsea, Dudley! Outside Toilet. Come on.“  sagt, weiß man ungefähr, wie John die beiden Hunde tagsüber sowie am Abend zur Toilette bittet. Nach 10 Stunden Nachtruhe sind die beiden aber so aufgedreht, dass Dudley wie ein Flummi im Käfig auf und ab springt „Hey Timo, na, lass mich raus, lass mich raus. Na, komm schon. Lass mich raus, komm schon ich muss. Und danach spielen wir, ja?“ Manchmal wünschte ich Hunde könnten sprechen:D. Zack, Käfig auf, Dudley beschleunigt für einen kleinen Sprint zur Terassentür. Chelsea hingegen, trottet aufgrund ihres Alters gemütlich hinterher. Die große Toilette, der Garten, ist geöffnet und nach kurzer Zeit marschieren alle wieder rein ins Kalte. Meistens war’s draußen wärmer als drinnen;). Jetzt war wieder ausreichend Platz im Hundemagen, also stand einem üppigen Hundefrühstück nichts mehr im Wege, weshalb beide Konsorten unmittelbar zu ihren Näpfen liefen.
  3. 8:30 Uhr: Die jeden morgen gut gelaunte Prinzessin Lillyfee hat hoffentlich bestens genächtigt und begrüßt ihren Hof mit einem fröhlichen „Good morning“ und ihren Knappen mit: „Und, was gibt’s zum Frühstück? Ach ja, guten Morgen.“:D. Da Kathi, der kreative Kopf unserer 2er-WG, abends ein leckeres Abendbrot zubereitet, mit meiner Unterstützung als Schnibbler, kümmere ich mich morgens um’s Frühstück. Ein guter Deal. Und so froren wir zu viert bei Tee und Frühstück und schauten Nachrichten im TV.
  4. 9:00 Uhr: Arbeitsbeginn, sofern es nicht zu kalt ist:D. Kein Scherz, Annette und John waren so herzlich, dass sie es uns nicht zumuten wollten, bei kalten Temperaturen zu arbeiten. Aber eigentlich waren wir froh endlich arbeiten zu können, weil man so arktische Gefilde verlassen, bzw. in arktischen Temperaturen arbeiten und warm werden konnte. Die Aufgaben waren vielseitig und einfach zu erledigen. In den ersten Tagen half Kathi Annette beim Zusammenpacken der Kundenbestellungen in der Lagerhalle (auch eine kalte Angelegenheit), während ich mit ihrem Angestellten Josh (unser Alter und Vater von 3 Kindern) einen Baucontainer in der Sonne (Whohooo) aufbaute. Nach ein paar Tagen entschieden sich John und Annette ihrem dschungelähnlichen Gartenbewuchs einen radikalen Haarschnitt zu verpassen und wir verbrachten die restliche Zeit (ca. eine Woche) mit butchering trees (auf den Stock setzen) oder Give them a nice haircut (dem Baum Form geben). Selbst wir als nicht Fachpersonal wissen, dass Pflanzen Platz zum wachsen benötigen und nicht nur in die Höhe, sondern auch gerne in die Breite wachsen. Aber in diesem Garten waren auf 10m 10 Bäume gepflanzt worden. Apfelbäume, Ahorn etc. Da diese Bäume aber Stämme haben und so Lücken zwischen den Bäumen entstehen, haben John und Annette noch kreuz und quer wachsende Büsche in die Lücken gesetzt, die natürlich die Lücken nach einigen Jahren schließen, aber auch den Bäumen sämtliches Licht klauen. Folgerichtig blieb von den Bäumen nicht viel übrig und wir gaben ihnen wieder ein bisschen Raum zum atmen.
  5. Einmal rasieren, bitte

    Dudles und Chelsea durften mit uns das Haus verlassen, wurden aber nach 5 Minuten Tollerei im Garten in den kleinen Zwinger gesperrt. In den zwei Wochen Aufenthalt bei John und Annette, waren die armen Hunde nicht für einen längeren Spaziergang unterwegs, sondern wenn, dann nur kurz im Garten oder im Haus. Wozu hat man denn so einen wilden, nie müde werdenden Hund, wenn man ihn nur im Haus oder im 10m² Garten spielen lässt? Annette ist eh eher der Katzentyp. Jeden Abend, wenn sie Bilder auf ein Leinentuch stickte, wurde sie von einer Katze zugedeckt, während wir mit den wichtigen Vierbeinern spielten;).

  1. 11 Uhr: Die eigene Körpertemperatur hatte sich dank des Arbeitens wieder den wohltuenden 37° genähert, als wir uns für einen heißen Tee und ggf. auch Kekse (nach nur zwei Stunden Arbeit wohlgemerkt) bei den Pinguinen im Iglu trafen. Binnen von 15 Minuten inhalierten alle ihren Kaffee oder Tee, mit Ausnahme von Kathi und mir, und waren spätestens um 11:20 Uhr wieder auf dem Weg zur Maloche. Also, entweder sind über die vielen Jahre dank dem trinken kochender Getränke sämtliche Hitzerezeptoren im Mund- und Rachenraum bei John, Annette und Josh abgestumpft oder der Instantkaffee schmeckt so grausam, dass man ihn nur schnell runterkippen kann. Gefühlt hat jeder nur einen Schluck getrunken und unser Tee war nicht einmal ausreichend gezogen:D. Ganz nach dem Motto des Kängurus: „Ich arbeite gern für meinen Konzern“, ging es mit verbrannter Zunge, jedoch warmem Magen, wieder raus an Heckenschere und Traktor. Klar, dass ich die Heckenschere bediene und Kathi mit dem Traktor durch den Garten flitzt😉.
Maloche für ’ne Wurst und ’n Bett
Kathi auf John Deere – Sie weiß auf jeden Fall, was der Hase und die Schildkröte bedeuten 😀
  1. 13 Uhr: Pünktlich, nach exakt zwei Stunden Arbeit, trifft sich das ganze Team der Farm zum Mittagessen im Haus. Wenn die Temperaturen bis dato im Haus nicht merklich gestiegen sind und die extra Schicht Merinowolle nicht mehr hilft, wird endlich der Ofen angezündet. Zum Glück benötigt er ein bisschen Zeit, um den gesamten Raum aufzuheizen. Denn es wäre ansonsten auch viel zu warm beim Mittagessen und man würde ja draußen während der arbeit frieren.
  2. 17 Uhr: Feierabend, wie das duftet. Würzig, kräftig, deftig, gut. Pommersche aus dem Buchenwald…so oder so ähnlich war doch der Songtext von den 7 Zwergen nach einem harten Tag in der Mine, glaube ich. Zumindest geht mir der Song immer durch den Kopf, wenn Kathi und ich eine letzte Runde im Sonnenuntergang auf dem Traktor über den Hof drehen:D. Nach getaner Arbeit trafen wir uns kurz im Wohnzimmer, bevor es an die ersehnte Sporteinheit ging.
  3. 19 Uhr: Bereits am ersten Tag ließ Annette durchblicken, dass sie nicht kochen kann und dazu noch sehr ungerne kocht, wenn sie trotzdem mal kochen muss. Doch bevor Annette für das Abendbrot die Leckerein von Dudley und Chelsea sowie die Katzengourmetfutterdosen in die Mikrowelle steckt und die Gelleehaufen von Rind und Co. mit ein bisschen Grün verziert, bot Kathi sofort an, abends ein leckeres Gericht auf den Tisch zu zaubern. John’s Augen leuchteten wie Stadionfluter und ich wette, er ist ein wenig traurig, dass es jetzt wieder Pedigree und Whiskers gibt. Wie wir bei Masterchef Australia, einer Koch TV-Show (Schorsch ist übrigens noch mehr von dieser Show besessen als wir:D), die wir bei Barrie schauen mussten, gelernt haben, pushten wir uns jeden Abend härter. Ich bin übrigens vom kleinem Küchengehilfen zum Vorkoster aufgestiegen, während Kathi weiterhin den goldenen Kochlöffel innehat und flammbiert, ablöscht, pouchiert, sowie karamelisiert wie eine ganz Große:D. Für John muss es 14 Tage lang Weihnachten und Ostern gewesen sein, denn er hat sich jeden Abend riesig über das Abendessen gefreut und mehrfach nachgenommen. Die Besonderheit für John: er verträgt null Gluten und auch die Ersatzstoffe, wie Mais o.ä., führen bei ihm zu Unwohlsein. Oftmals mussten wir also zwei Gerichte zubereiten, aber brennt die Küche erst einmal, machen ein oder zwei Gerichte den Braten auch nicht mehr fett;).
    Hektik in der Küche? Von wegen. Erstmal ’nen Kaffee

    Nach dem Abendbrot war es an der Zeit mit Dudley und Chelsea zu spielen. Nicht, dass wir nicht tagsüber schon die Möglichkeit gehabt hätten mit den Rabauken zu toben,  aber Abends war es besonders lustig. Annette mochte es überhaupt nicht, wenn John Dudley ein bisschen ärgert, z.B. seinen Plüschaffen ein wenig festhält oder diesen nicht sofort wegwirft, sondern nur einen Wurf antäuscht etc. Wie man das mit einem spielverliebten Welpen nun einmal so anstellt. John hörte meistens auch direkt auf und man sah seine Enttäuschung in seinem Gesicht. Sobald Annette aber den Raum verließ oder Dudley Chelsea zu sehr auf die Pelle rückte, rief John mit hoher Stimme: „Duldey, where’s your monkey?“ (Dudley, wo ist Dein Affe?). Wie eine Rakete schoss Dudley zu seinem Affen und der Spaß ging von vorne los. Er sprang, vielmehr versuchte er, mit seinem Affen zwischen den Zähnen auf die Couch zu springen, landete aber nicht neben Kathi, sondern nur auf der Sofakante und plumpste rücklings auf den Boden zurück. Dudley freute sich besonders auf Ginger, die Grumpy-Cat (Grummel-Katze). Er wollte immer nur spielen, aber wie Katzen so sind, gab`s direkt mal ’ne kräftige Rechte. Dazu muss man sagen, George ist unter den Katzen von seinen Ausmaßen her eher Bud Spencer und jeder weiß, dass dieser jeden Angreifer unangespitzt in den Boden rammt. Um sich von den intensiven Spielminuten zu erholen, kauerte sich Dudley für zwei Minuten auf einen Schoß, bis er von irgendetwas abgelenkt wurde und der Spaß ging von neuem los. Die Abende waren also immer richtig lustig.

    Typische Abendgestaltung, nur dass diesmal die Tiere auf Annettes Schoss fehlen. Wer an diesem Handwerk interessiert ist,kann sich bei uns melden. Wir können da etwas arrangieren;).
    Duldey, links, und Chelsea, der Caesar-Hund aus der Werbung rechts

    Nach dem Spielmarathon mit mir, gibt’s eine kurze Verschnaufspause:D
  4. 22 Uhr: Spätestens um diese Uhrzeit ging es für uns in die Horizontale und ab nach Hogwarts, bevor wir am nächsten morgen wieder um 8 Uhr für den neuen Tag parat standen.

Sonstige Impressionen bei Annette und John im Laufe der Zeit:

Badetag für…Kathi;)
Unser Seelöwe
Oder doch eher Wasserratte?
John’s Autos – Daimler Sovereign zum Verkauf
Ein alter Jaguar 420 G – Ein guter Tausch für unseren Bongo 😉
Little China in voller Größe

Viel Wandern o.ä. konnte man in Fernside nicht, da die Berge zu weit entfernt waren und die Umgebung an sich auch nicht so viele interessanten Tracks zu bieten hatte.  An einem Abend aber, sind wir zusammen mit Schorsch, ja, wir sind den bärtigen Kerl noch immer nicht ganz losgeworden ;),  raus aufs Land gefahren. Den Tag hatten wir schon zusammen verbracht und Schorsch kam auf die Idee den Sternenhimmel von Christchurch mal durch das Fernrohr zu beobachten. Nach 40 Minuten Autofahrt kamen wir auf einer wirklich einsamen Landstraße an und suchten  Hausnummer 50. Es gab aber nur 52 und 48. Nirgends war 50 zu sehen. An einer mit einem Tor verschlossenen Einfahrt stand jedoch eine Vorrichtung, die nach einem Schildträger aussah. Kurzerhand sprang Schorsch aus dem Auto, öffnete das Tor und winkte uns hinein. Stockduster war es, nur das Licht der Scheinwerfer gab uns einen bisschen Klarheit. Und Plötzlich war sie da. Im Schatten haben wir sie nicht erkannt, aber die Kuppel des Planetariums ragte über dem Haus auf. In fünf Minuten sollte die Show losgehen, nur waren wir die einzigen Menschen auf diesem Grundstück. Kathi checkte das Internet und fand heraus, dass die nächtliche Beobachtung dank der leichten Bewölkung nicht stattfinden sollte. Na klasse. 40km für Nüsse. Hätten wir vorher einfach mal in den Himmel geschaut:D.

Subway mit Schorsch und Kathi
König der Löwen Teil 5 – Kino in Christchurch. Schorsch musste am Ende dann doch weinen