21.03.2017 Jump, Jump, Jump

Geschrieben im Bus von Dalat nach Mui Ne

Action Time! Nach einer morgendlichen Sporteinheit und einem eiweißreichen Frühstück trafen wir am vereinbarten Treffpunkt mit unseren Guides, die in einem Geländewagen ankamen, zusammen. Niet und Vin stellten sich in gut verständlichem Englisch vor. Während der 10 minütigen Fahrt zum Startpunkt kamen wir locker ins Gespräch über die Ausbildung der Guides und die internationalen Standards für die verwendete Kletterausrüstung. Bevor Niet zum Canoying-Guide wurde musste er 5 Jahre in der Firma sämtliche Touren als Lehrling begleiten. Regelmäßig werden 1. Hilfekurse absolviert, mit ein Grund für die Auswahl dieser Company. Wie sich im Verlauf des Tages herausstellte ist Phat Tire die einzige lizenzierte Firma für Ausflüge dieser Art. Typisch für einen touristenorientierten Markt sind natürlich auch Billiganbieter die für 30$ Touren anbieten. Regelmäßig, wenn man Niet’s Aussagen glauben kann, kommen Guides und Touristen ums Leben, weil gewisse Sicherheitsbestimmungen kaum oder sogar nicht vorhanden sind. Wie in jedem neuen Sport hatten unsere Guides eine Theorieeinheit mit gleichzeitiger Umsetzung geplant. Ausgestattet mit Schwimmweste, Helm und Klettergeschirr (Petzl) meisterten wir die Trockenübungen im Wald.

Nora überpüft den Helm auf optimalen Sitz
Schön seht ihr aus 😀

Nachdem wir ein bisschen an den Bäumen rumjemacht hatten, kamen wir nach einem 10 minütigen Fußmarsch an der ersten 14m Klippe an. Gemäß des gelernten Protokolls hingen wir uns in die Sicherheitsleine ein und seilten uns nacheinander von der Klippe ab. Im ersten Moment kostet das nach hinten lehnen ein wenig Überwindung, aber sobald an die ersten Meter hinter sich hat und seinem Material sowie den Guides vertraut überwiegt der Spaß.

Eindruck vor dem Einstieg in den ersten Wasserfall
Zufrieden warten Kathi und Nora am Fuße des Wasserfalls

Es folgte eine weitere, etwas höhere Klippe. Mit den gemachten Erfahrungen ließ sich das Felsprofil besser abschätzen und die zaghaften Schritte in die Tiefe entwickelten sich zu Sprüngen. Mit Adrenalin im Blut kamen wir alle sicher bei Vin Diesel am Fuß der Felswand an. In wie vielen Hollywood Blockbustern hat man eine solche Abseilaktion schon einmal gesehen und mit Sicherheit gedacht: Das sieht ja einfach aus. Aber steht man in voller Montur auf dem Plateau, ist man nur noch ganz klein mit Hut.

Wie schon in Australien kamen wir auch in Vietnam wieder in den Genuss von natürlichen Wasserrutschen. Natürlich kann man nicht blindlinks in eine verlockende Wasserstelle springen, aber unsere Guides, dafür sind diese ja auch da, kannten die Stellen mit runden, vom Wasser abgeschliffenen Stellen. Die erste Rutsche nahmen wir vor-, die zweite Rückwärts. Der Vorteil einer kleinen Reisegruppe von 3 Personen in der Nebensaision wird besonders bei Wasseraktivitäten deutlich. Auch wenn es hier angenehm war zu sein scheint, ist das Bergwasser erstaunlich frisch und im nur ersten Moment angenehm. Wartet man im Schatten auf seinen Platz an der Klippe oder an der Rutsche kann es schon kalt werden. Viet erklärte, dass in der Saison mehrere Firmen an einem Anlaufpunkt zeitgleich aufschlagen und es zu längeren Wartezeiten kommt. Wir hatten also Glück😉.

Die Vietnamesen können beherzt zupacken
Ellen, Ellen. Ach ne, das war jemand anderes. Kathi, Kathi 😀
Und Los geht die wilde Fahrt
Ein beherzter Stupser auf den Kopf
Immer lächeln, Kathi 🙂

Zwischen den einzelnen Attraktionen lagen immer wieder kleine Fußmärsche durch Flussläufe mit spürbarer Strömung, über wackelige Baumstammbrücken und durch dichtes Gestrüpp.

Im rechten Moment hat der Timo da ausgelöst 😀

(Im Bus läuft gerade der Soundtrack der Eiskönigin „Let it go“. Kathi ist also in ihrem Element😃). Wie eine Entenfamilie folgten wir Niet, bis er an einer hohen Klippe anhielt. „This is the big jump, guys. We ll start from 6m and can go to 11m height.“ (Jetzt läuft Britney Spears, Lucky😃). Wir alle sprangen und wollten natürlich mehr…also mehr Höhe. Keine spektakulären Figuren mit guten Haltungsnoten. Schließlich haben wir den Wasserspringen-Kurs bei Helmut im Studium nicht belegt.

Ein tiefer Sprung ins kalte Nass, Kathi

Vor dem Mittagessen stoppten wir an einem Wasserfall, der mit lautem Getöse 17m in die Tiefe fiel. Liebevoll nannten Niet und Vin ihn nur „Washing Machine“. Der Name war Programm. Nach ein paar Metern mit Fußkontakt zum Felsen baumelten wir nur am Seil hängend über dem Wasserfall. Meter für Meter seilten wir uns nach der Reihe weiter in den Wasserfall ab. Wer schon einmal nach einem Saunagang den unter der Decke hängenden Eimer Wasser in einem Zug geleert hat, hat eine kleine Vorstellung wie sich eine Ladung Wasser anfühlt. Panik hatten wir nicht, aber wir machten jeder eine neue Erfahrung mit unseren Grenzen und erweiterten unsere Selbsteinschätzung. Bis zum Fuß des Wasserfalls reichte das Seil nicht ganz, und so plumpsten wir die letzten 2m in die Wasserwalze. Nach 3 Sekunden tauchte man wie ein Korken wieder auf; der Helm auf halb acht hängend und die Augen wegen der Aufregung maximal geweitet. Jeder seilte sich noch ein zweites Mal ab, einfach weil es so aufregend war😃.

Zu Mittag belegten wir uns nach vientamesicher Tradition Banh Mi. Bei uns würde man sagen, ein Baguette von Büsch mit Kiri Käse, Grünzeug und Wurst. Gestärkt traten wir den 20 Minütigen Rückweg an. Wir kamen glücklich im Hostel an und bedankten uns bei Vin Diesel und Niet für das Rundum-Sorglos-Paket.

Am Morgen habe ich noch mit John bezüglich der Geldübergabe heute Nachmittag gesprochen. Im Hostel las ich, dass sein Cousin nach der Arbeit einen Abstecher in unser Domizil machen werde. Aus den verabredeten 16 Uhr wurden 17:15 Uhr. Unterdessen waren wir vom Hostel für ein gemeinsames Abendessen eingeplant worden. Mit John’s verrücktem Cousin fuhr ich gemeinsam zu einem nahegelegenen Bankautomat (ATM), nur um festzuustellen, dass dieser von Touristen besetzt worden war. Also fuhren wir kurzerhand wieder zurück. Ich habe noch nie einen so verrückten Rolllerfahrer gesehen. Gas, Bremse, Gas, Bremse, Gas, Bremse führten bei mir zu unkontrolliertem Wippen auf der Rückbank und sein affiger Fahrstil kam mir nur hirnverbrannt vor. Eiskalt hielt er auf entgegenkommende Roller oder Fußgänger, um im letzten Moment auszuweichen und mit seiner Hand nach den Personen zu greifen. An der Tankstelle der Hauptstraße hielten wir schließlich an einem Roller mit zwei Frauen an. Sie begrüßten sich und ohne viele Worte gab sie ihm 5 20$ Noten in die Hand. Zusammen mit ein paar Millionen Dong hatte ich nachher tatsächlich die vereinbarte Summe von 185$ in der Tasche. Danke, John, für wenigstens eine 100% Aktion!

Der ereignisreiche Tag schien aber nicht Enden zu wollen. Im Hostel trafen wir den in Kham Duc getroffenen Niederländer Harmen wieder. Auch er war mit dem Motorrad unterwegs, wie de meisten. In 4 Wochen hatte er nicht eine einzige schwerwiegende Panne gehabt. Sein deutscher Tagesbegleiter reist sogar schon seit 2 Monaten umher und auch er klagt nicht über gravierende Probleme. Gemeinsam mit Harlem und unseren Zimmergenossen Nancy und Marcus aus Nebraska saßen wir beim Abendessen und hatten jede Menge Spaß.

Abendessen im Hostel mit den üblichen Verdächtigen

Auf Empfehlung des Hostelchefs zeigte er uns noch einen vietnamesischen Nachtisch. Sticky Rice gefüllt mit einer Banane und Kokussraspeln sowie Erdnussstückchen on top. Serviert wird das Gericht mit Saucen nach Wunsch. Definitiv eine Erfahrung wert. Der Abend war noch jung und so fuhren wir ein eine kleine Kneipe namens Maze (Labyrinth). Tatsächlich war die gesamte Kneipe ein großes Labyrinth mit vielen Verstecken auf vier Stockwerken verteilt. Derjenige, der in dieser Bar zu tief in Glas schaut sollte auf jeden Fall Brotkrumen verteilen😊.

Kathi, Nora, Timo, Harmen (Utrecht, NL), Marcus (Nebraska, USA), Nancy (Nebraska, USA), Vietnamese (Dalat, Vietnam)
Verstecken in der Maze Bar

Müde, aber sehr zufrieden über den gelungen Tag fielen wir gegen 0 Uhr ins Bett.

Schorsch war unterdessen noch eine weitere Nacht in Bhoun Ma Thout geblieben, weil eine Kirchengemeinde ihn am Vortag zum Essen sowie zu Joseph’s Geburtstagsfeier eingeladen hatte😃.

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