15.02.2017 Chilly Vanilly im Haus

Geschrieben auf dem Slowboat von Pak Beng nach Luangprabang:

 

Nachdem wir an den beiden Tagen zuvor unser Sitzfleisch intensiv trainieren durften, wollten wir den heutigen Tag im Haus verbringen und die Zeit mit lesen, Sport treiben und der weiteren Tourplanung verbringen. Wir schliefen bis 9 Uhr, bekamen das obligatorische Frühstück von unserem Hauselfen Keao. Im Anschluss trafen sich Nora, Kathi, Schorsch und Mirko mit ihren Bilderbüchern am unbenutzbaren Pool, während ich ein gemütliches Plätzchen zum Sitzen suchte. Tagebücher schreiben sich nur schlecht in Bauchlage. Nach einem intensiven schöpferischen Stündchen hingen wir unsere Turnringe an einen horizontalen, stämmigen Ast.

(Einschub: Ich höre gerade „As I was Saying“ von Jack Johnson. Er singt: I“ don’t want to disappear from here, from now.“ So geht es mir gerade. Wenn ich mich auf dem Boot umschaue sind hier viele junge Leute, aber auch ein paar in unserem Alter. Alle sind gut drauf und genießen das Leben.)

Zu dritt trainiert es sich am Besten und jeder geht an sein persönliches Limit, manche erreichen es schneller (Schorsch), machen nie (Mirko und ich):D. Nach dem Motto: Wenn nichts mehr geht, gehen immer noch 5 verbrachten wir einige Zeit unter dem schönen bunten Baum und genossen in den wohlverdienten Pausen die Aussicht in die Berge im Norden. Wie im Flug verfolg der Vormittag und zufrieden klatschen wir uns nach dem Training ab. Gute Einheit, Männer!

 

Ihr merkt vielleicht, dass meine Gedanken das ein oder andere Mal doch abschweifen und nicht bei einem Thema bleiben. Jetzt gerade geht mir so durch den Kopf, dass unsere Familien zu Hause sind und ihrem Alltag nachgehen, uns vielleicht ein wenig vermissen und sich auch denken, wieso gehen die beiden oder die fünf auf eine große Reise. Darauf habe ich noch keine Antwort, aber ich wollte auf etwas Anderes hinaus. Aus der Retrospektive ist der Reisebeginn immer ein komischer Moment, weil das Wichtigste, die Familie, daheimbleibt und vermeintlich nur die Freude auf das Wiedersehen den Abschied erleichtert. Uns viel der Abschied schon schwer und als wir die Sicherheitskontrolle hinter uns hatten kullerten doch ein paar Tränen, aber sofort kam der Gedanke: Hey, du bist ja gar nicht alleine. Kathi ist am Start und Deine besten Freunde reisen mit Dir. Was soll also schon groß passieren. Ein fremdes Land zu bereisen und das mit Mirko, Nora, Schorsch und Kathi, von Unsicherheit ist momentan nichts zu spüren. Kan, die Besitzerin der Organic Farm erklärte uns, dass in Thailand Freunde schnell in eine Familie aufgenommen werden, sofern man sich auf Augenhöhe begegnet und mindestens 3 mal gesehen hat. Sie sagte, ihre Familie fände unsere Gruppe so sympathisch und offen, dass wir jetzt schon zur Familie gehöhrten. So kann die wirkliche Familie in Deutschland sein, aber mit Freunden, die wie eine Familie sind, zu reisen ist wunderschöne! Danke, dass ihr alle an Board seid!

 

Das Abendessen lag uns zwar immer noch ein wenig im Magen, aber die Vorstellung auf ein erneutes paradiesisches Mittagessen zog uns doch aus dem Haus zur Organic Farm. Wieder einmal überraschte uns Kan mit traditionellem Essen und setzte sich für ein Pläuschen zu uns. Sie erklärte uns die o.g. Geschichte, ab wann Freunde zur Familie gehören. Wir fühlten uns alle sehr gerührt, auch wenn man nicht weiß, in weit die Geschichte der Wahrheit entspricht… Kan bat uns unsere Namen auf ein Stück Papier zuschreiben, damit sie während und nach unserem Abenteuer nicht den Kontakt verliert.

 

Photo der Thainamen von uns

 

Das war wirklich unser letztes Essen bei der Organic Farm. Summa summarum waren wir 3x dort und wurden immer aufs Neue auf eine kulinarische Reise genommen. Lecker, lecker, lecker (=Wer schon einmal auf dem Soester Weihnachtsmarkt oder der Soester Kirmes war, weiß was ich meine;)). Soeben hat unser Boot einen weiteren Stopp an einem der unzähligen Bergdörfer gemacht. Die Boote stellen u.a. eines der Hauptverkehrsmittel für die Einheimischen dar. Dieser Mann sitzt in der Reihe neben uns, barfuß, mit Kleidung, die auf harte Arbeit schließen lässt. Ich frage mich dann immer, was in den Köpfen der Menschen vorgeht, wenn er unter 100 westlich aufgewachsenen Menschen mit ihren Kopfhören, Laptops, IPhones etc. sitzt. Ganz interessiert schaut er auf den Kindle (eBook-Reader) seiner Nachbarin und versucht sie in ein Gespräch zu verwickeln. Ein schöner Moment, da trotz der offensichtlichen Unterscheide keine Berührungsängste von beiden Seiten aus entstehen. Ich find‘s klasse! Und schon wieder abgeschweift…

 

 

Bis 19 Uhr hatten wir gemieteten Roller bei dem Verleih abzugeben. Bis dahin planten wir die weitere Route und jeder hatte noch ein bisschen Zeit für sich. Nachdem wir die Roller problemlos abgegeben und meinen Reisepass, er wider meiner Erwartungen doch nicht verscherbelt, in den Händen hielt machten wir uns auf den Weg zu Peevee. Er hatte noch Big Business vor sich, daher schlenderten wir diesmal wieder zu sechst über den Nightmarket vom ersten Tag. Hunger hatten wir nicht wirklich, aber für einen Früchtshake war immer noch Platz. Wir genossen die letzten Stunden in Chiang Rai City. Mirko wollte ein neues Portemonnaie kaufen und hier gab es viele Stände. Viele Stände bedeutet nicht gleichzeitig mehr Auswahl. Alles war Same, Same, but different (=Alles ist gleich, aber doch anders), eine typische Floskel, mit der sich die Thais eigenständig hoch nehmen. Wir fanden kein passendes Portemonnaie, aber stattdessen einen Satz hochklassiger Wurfmesser. Mann muss die Zeit auch irgendwie sinnvoll nutzen und die Kunst Wurfmesser zu beherrschen kann nie schaden. Letztendlich haben wir das 3er Set doch nicht gekauft, weil wir nicht wussten, wie die Grenzkontrolle nach Laos abläuft und keine Lust auf eine intensive Auseinandersetzung mit den Grenzkontrollen hatten. Jetzt gerade ärgern wir uns, weil die Grenzkontrolle einer Kontrolle nicht würdig war. Naja, die Mission Wurfmesser nimmt jetzt erst recht Fahrt auf;). Peevee hat uns mit seinem Mini-Van nach Hause gefahren und unseren Hauselfen Keao nochmal über unseren morgigen Plan informiert. Soweit schien Keao alles verstanden zu haben, denn er lachte und freute sich einfach. Rucksack packen, 0 Uhr Schlafenszeit.

Ein Gedanke zu „15.02.2017 Chilly Vanilly im Haus“

  1. Ihr Lieben in der Ferne,
    Jetzt habe ich begonnen den blog zu lesen u. tatsächlich fließen auch bei mir ein paar Tränen. Timo , du schreibst so emotional, daß ich mir viele Situationen so gut vorstellen u. nachempfinden kann. Am liebsten wäre ich jetzt 30 Jahre jünger u. Teilnehmer eurer super Gruppe.. . Auch wenn ich schon soooo alt bin, habe ich den Wunsch etwas Ähnliches zu erleben. Einfach so…damit man merkt , da gibt es noch was anderes als Verpflichtungen. Na ja, aber davon sind wir hier weit entfernt.
    Ich freue mich riesig über alle blogs u. Photos ( gibt es einen 6- ten Mann im team? Auf dem Photo neben Nora im Boxring?) Ihr seht sehr glücklich u. entspannt aus. Hoffen tlich bleibt es so. Ich wünsche es euch sehr. Seid herzlich gegrüßt von Timos Mama, Dreli

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